Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1925/26 (1. April 1925 bis 31. März 1926) (1925/26 (1926))

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Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge. 
von Lehrlingen eingestellt werden darf. Zur Behebung der großen Erwerbslosigkeit im kauf—⸗ 
männischen Beruf wurde auf Anregung des Berufsamtes ein Umschuaumoausschugingesest 
dessen Vorsitzender der Leiter des Berufsamtes ist. Nach den darin gemachten trüben Erfah— 
rungen kann wohl gesagt werden, daß kaum 508/0 der erwerbslosen Handlungsgehilfen je 
wieder auf eine dauernde Eristenz im Handelsberuf rechnen dürfen. Das Berufsamt stellt 
sich aber trotzdem auf den Standpunkt, daß trotz der augenblicklichen Wirtschaftskrise, wirklich 
gut befähigte und gründlich ausgebildete Kräfte in der Zukunft im kaufmännischen Beruf 
ihr Fortkommen finden werden. Ist das schließlich doch ein Grundgedanke der Berufsberatung, 
die bezüglich aller Berufsgebiete stets auf weite Sicht eingestellt sein muß. Durch Aufklärung 
volkswirtschaftlicher und berufspolitischer Art wurden deshalb Industrie, Handel, Handwert 
und Gewerbe immer wieder von der Notwendigkeit der Heranziehung eines in jeder Weise 
tüchtigen Nachwuchses überzeugt. 
Die Auswahl der Jugenodlichen, die das Berufsamt stets schon aufs Gewissenhafteste 
vornahm, fand im letzten Jahre noch besondere Vertiefung durch die Einrichtung von psycho— 
logischen Eignungsprüfungen. Der Leiter des Berufsamtes hatte bereits vor 2 Jahren in 
einem Antrag an den Stadtrat darauf hingewiesen, daß Produktionssteigerung und sparsame 
Wirtschaftsführung in hohem Maße eine Frage der begabungsmäßigen Auslese der arbeitenden 
Menschen sind, die bereits bei der Sicherung des beruflichen Nachwuchses einzusetzen habe. 
In diesem Sinne hatte er schon damals auf die Notwendigkeit der Anstellung eines 
Fachpsychologen beim Berufsamt aufmerksam gemacht. Im September 1925 wurde nun 
Dr. Huth aus München nach Nürnberg berufen. Seine Cätigkeit gilt zur einen Hälfte dem 
Berufsamte, zur anderen dem Pädagogisch-Psychologischen Institut der Volkshochschule, was 
auch durch die Finanzierung seiner Stelle, deren Kosten zu gleichen Teilen von beiden 
Geschäftsabteilungen getragen werden, zum Ausdruck kommt. Der Direktor des Berufsamtes, 
sowie der Fachpsychologe sprachen in verschiedenen Berufsorganisationen über die Aufgaben 
und Arbeiten der neuen Abteilung für Eignungsprüfungen. Auch dienten solche Zusammen— 
künfte wirtschaftlichen und berufspolitischen Betrachtungen; besonderes Interesse fand hierbei 
eine statistische Aufstellung des Berufsamtes über die Auswirkungen des in den nächsten 
Jahren zu erwartenden Geburtenrückgangs auf das Lehrlingswesen in allen Erwerbszweigen, 
die auch mehrfach in der Tages⸗ und Fachpresse Aufnahme fanod. 
Daß sich das Berufsamt ungemindert der Gunst und Wertschätzung der Wirtschaftskreise 
erfreuen darf, beweist der Umstand, daß im letzten Jahre wiederum die Handelskammer 
500 NA und die Handwerkskammer 400 R.AM als Beitrag zu den Verwaltunaskosten über⸗ 
wiesen hat, was hier dankbar verzeichnet werden soll. 
Als ein Fortschritt in der Organisation der Berufsberatung durch die Behörden ist das 
Erscheinen der Bekanntmachungen über Berufsberatung und Lehrstellenvermittlung der 
Staatsministerien für Soziale Fürsorge, des Innern, für Unterricht und Kultus sowie für 
Handel, Industrie und Gewerbe vom 21. Juli 1925 zu betrachten. 
Das Berufsamt dehnte auch im letzten Berichtsjahre seine Cätigkeit auf die Berufs— 
pflege aus. Es wurden bei den angebahnten Lehrverhältnissen insgesamt 2005 Anfragen 
über Führung und Brauchbarkeit der Jugendlichen hinausgegeben. Die Antworten zeigten 
ein so günstiges Bild, daß von neuem die Richtigkeit der durch das Berufsamt betriebenen 
Auslese und Zuweisung auf Grund guter Unterlagen bewiesen ist und seine Methode geeignet 
erscheint, stabile Verhältnisse im Lehrlingswesen schaffen zu helfen. 
Von den zuständigen Berufsschuldirektionen wurden 135 Hilfsschüler und 48 Hilfs— 
schülerinnen dem Berufsamt zur besonderen Betreuung überwiesen. 226 Schützlinge der 
Jugenofürsorge, 458 Kriegerwaisen und 174 Schützlinge der Amtsvormunoschaft nahm es in 
seine besondere Obhut. Schriftliche Gutachten für den Kinderfürsorgeausschuß beim Wohl—⸗
	        
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