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Schulwesen, Kunst und Wissenschaft.
ind Mehlspeisen eine mangelhafte sei. Er wünscht, die Schule möge durch methodische Be⸗
lehrungen zur Abwendung dieser fehlerhaften Ernährung beitragen. Dr. Steinhardt wendet
außerdem Urinuntersuchungen in großem Umfang an und hat in weniaen Fällen leichte
Albuminurie, meist orthotischen Charakters, gefunden.
Dr. Schauwecker hebt den günstigen Einfluß der Familienhilfe durch die Krankenkassen
und die Krankenhilfe des Wohlfahrtsamtes hervor. Dieser Bemerkung kann nur beigepflichtet
werden. Durch diese Einrichtungen ist die Frage der ärztlichen Kinderfürsorge so gut wie
gelöst und damit der lange beklagte, nachteilige Unterschied zwischen ausgiebiger schulärztlicher
Untersuchung und unzureichender ärztlicher Behandlung wohl aus der Welt geschafft.
Im Oktober 1923, also auf der Höhe der Inflationsperiode, ließ das Schulreferat Er—
hebungen über den Körperzustand und die Bekleidung von Volks—
schulkindern durch die beiden hauptamtlichen Schulärzte anstellen. Zur Untersuchung
kamen 4658 Schulkinder in den Schulhäusern Bartholomäusstraße, Sulzbacher Straße, Martor,
Webersplatz, Paniersplatz, Bielingplatz, Kress enstraße und Schnieglinger Straße. Das Ergebnis
ist folgendermaßen zusammenzufassen:
Die Körperfülle — d. i. der Ernährungszustand — war in 2437 (55,7 Prozent) Fällen
mit J zu benoten, in 1798 (41,1 Prozent) mit II und in 133 (3,0 Prozent) mit III. Hinsichtlich
der Blutfülle erhielten 2219 (560,7 Prozent) Note J, 1908 (43,1 Prozent) Note II und 241
5,5 Prozent) Note III. Die Bekleidung war in 3330 (76,2 Prozent) Fällen nicht zu be—
instanden. In 887 (20,3 Prozent) Fällen war der Beanstandungsgrund zerrissener oder schlecht
geflickter Zustand, in 132 (3,0 Prozent) fehlten Schuhe, Strümpfe oder Hemden, in 19 (0,4 Pro—
zent) sowohl Schuhe und Strümpfe wie Hemden. Wegen mangelhafter Bekleidung kamen
33 (1,9 Prozent) nicht zur Schule; ohne Frühstück gingen 190 (4 Prozent) Kinder zur Schule.
Ohne Nahrung bis zum Mittagessen blieben 260 (5,5 Prozent). Milch erhielten 498
(10,7 Prozent) der Kinder.
Eine Verschlechterung der Benotung gegenüber der im schulärztlichen Jahresbericht
1920/21 verzeichneten ist bei Körper- und Blutfülle nicht ersichtlich. Doch stehen hier die
Benotungen nur zweier Schulärzte denen von über 10 im Jahre 1920/21 gegenüber, was bei
der nicht zu vermeidenden Subjektivität dieser Untersuchungsmethode zu berücksichtigen ist.
Dr. Bandel selbst hat den Eindruck, daß der sichtbare Ernährungszustand der Schulkinder sich bis—
her im Durchschnitt nicht verändert hat. Nur fiel ihm auf, daß die Zahl der blutarmen, richtiger
blassen Kinder etwas größer wird. Dem entspräche die in seinem Jahresbericht 1920/21 mit
4,5 Prozent angegebene Note III bei Blutfülle gegenüber 7 Prozent bei der vorliegenden
Musterung. Trüber gestaltet sich, wie aus vorstehendem hervorgeht, das Bild bei der Kleidung.
Die Uebertragung der an 4658 Kindern gewonnenen Ergebnisse auf die Gesamtheit der
Volksschulkinder erscheint zulässig.
Bei Kinderhilfe und Gesundheitsamt wurden 1923,24: 50 Termine mit
2646 Voruntersuchungen, 41 Termine mit 2022 Nachuntersuchungen der in Erholungs—
aufenthalt verschickten Kinder und 102 Termine mit 3345 Neuuntersuchungen für die Kartei,
also insgesamt 193 Termine mit 8013 Untersuchungen gehalten. Untersuchungen für Berufs⸗
amt fanden M2 statt.
Arzt der Hilfsschule. Der Gesundheitszustand der Kinder war im ganzen günstig, trotz
aller gesundheitlichen Erschwerungen, durch die Schwierigkeiten der Ernährung, der Kleidung
und der häuslichen Pflege. Die Zahl der Infektionskrankheiten war klein, gehäuftes oder
gefährliches Auftreten wurde nicht beobachtet. Erkältungskrankheiten im feuchten Winter
waren häufig. Die Zugabe der Quäkerspeisung wurde anfangs sehr begehrt, im Herbst aßen