Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1923/24 (1923/24 (1925))

Besondere Fürsorge und Wohlfahrtspflege. 
Das Aufnahmeheim zerfällt in eine Abteilung für volksschulentlassene Jugendliche mit 
35 Plätzen und eine solche für Knaben im schulpflichtigen Alter mit 150 Plätzen. Die Lehrlings— 
abteilung hat 30 Plätze. 
Die Jungen kommen zuerst in die Aufnahme- und Beobachtungsabteilung. Sie werden 
da beschäftigt mit Hausarbeiten, wie Waschen, Putzen, Fegen und Hilfsleistungen in der 
Küche, oder mit Gartenarbeiten oder in den Werkstätten des Heimes, der Schneiderei, Schusterei 
und allgemeinen Werkstätte. In dieser, einer früheren Schülerwerkstätte, wird vor allem für 
das Heim repariert, es wird geschreinert, geflaschnert, geglasert, gebuchbindert und gebastelt, 
serner werden Besen, Bürsten für den Heimbedarf hergestellt. Bei allem aber sollen die Jungen 
möglichst in dem schon begonnenen Beruf beschäftigt werden aber dazwischen auch immer 
wieder mit den übrigen Heimarbeiten. Die gemachten Beobachtungen werden mündlich und 
schriftlich dem Jugendamte mitgeteilt und dort dann über die weitere Unterbringung beschlossen. 
Die Jungen kommen dann entweder in eine Familie, Dienststelle oder die ihrer Wesensart 
entsprechendste Anstalt, oder in die Lehrlingsabteilung des Heimes. 
Die Lehrlingsabteilung stellt eine neue Art von Fürsorgeerziehung dar. Im Gegensatz 
zu den Anstalten, in denen die Werkstätten Teile der Anstalt sind, haben die Jungen ihre 
Lehrstellen in der Stadt. Das bedeutet auf der einen Seite Erhaltung des Jungen in seinem 
Beruf, auf der anderen Seite aber ein weiteres Inberührungsein mit den Gefahren, denen er 
dorher unterlegen war. 
Am Schlusse des Berichtsjahres befanden sich in der Lehrlingsabteilung 36 Jungen, 
in der Knabenabteilung 20, einschließlich 6 Waisenknaben, die vom ehemaligen Waisenhaus 
übernommen worden waren, und in der Abteilung für Schulentlassene des Heimes 23 Jungen. 
Das Mädchen- und Kinderheim, Treibberg g, ist ebenfalls Durchgangs- und 
Beobachtungsheim und nimmt insbesondere auch obdachlose Kinder von der Straße weg auf. 
Die 32 Plätze, über die es verfügt, waren während des ganzen Jahres voll besetzt, ja häufig 
war das Heim überbelegt. 
Im Gegensatz zum Kinderheim Treibberg ist das Schulkinderheim, Großweiden— 
mühlstraße 40, ein Heim für Dauererziehung und zwar in erster Linie ein Heilerziehungs— 
heim für schwer erziehbare, insbesondere psychopathische Kinder. In dem Heim, das über 
55 Plätze verfügt, befanden sich im Laufe des Jahres 4800 Knaben und 5200 Mädchen. 
Die Nachfrage um Aufnahme in das Jugendhaus (Lehrlings- und Jung— 
männerheim), Adam-Klein-Straße 6, war im Berichtsjahr außerordentlich stark, sodaß 
ein großer Teil der Aufnahmegesuche zurückgewiesen werden mußte. Durch äußerste Ausnützung 
des zur Verfügung stehenden Raumes gelang es, die Zahl der vorhandenen Plätze von 74 
auf 80 zu steigern. In der Zusammensetzung der Insassen unseres Heimes hat sich in den 
letzten Jahren eine vollkommene Umschichtung vollzogen. Während im Jahre 1920 nur 
8 Jugendliche auf Rechnung der Armenpflege und Kriegerhinterbliebenenfürsorge im Jugend— 
haus untergebracht waren, war die Zahl der am Ende des Berichtsjahres auf öffentliche 
Kosten im Heim Befindlichen auf 47, also fast 60 gestiegen. 
Die Jugendherberge, Adam-Klein-Straßeé, hatte wiederum wie im Vorjahre 
einen außerordentlich starken Besuch. Es wurden 4378 Jugendwanderer mit 8566 Über— 
nachtungen gezählt. Besonders stark war der Besuch aus den valutastärkeren Nachbarländern, 
Deutschösterreich, Tschechossowakei usw. 
Die bisherige Handwerksgesellenherberge, von der im Vorjahre berichtet wurde, ist Ende 
Januar geschlossen worden, da für diesen Zweck das Anwesen Wespennest 9 — das ehemalige 
Knabenheim — eingerichtet wurde. Damit konnten alle männlichen Jugendwanderer in das 
für die Herberge errichtete Barackengebäude verlegt werden, sodaß im Hauptgebäude selbst 
nur noch die weiblichen Jugendwanderer aufgenommen werden.
	        
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