Besondere Fürsorge und Wohlfahrtspflege.
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Der Verpflegsatz wurde für sämtliche Anstalten während der Inflationszeit
durch zuerst 14tägige, dann wöchentliche Erhöhung einigermaßen den Teuerungsverhältnissen
angepaßt. Durch günstige Verkäufe von Lebensmitteln waren alle Anstalten imstande, auch
während der Inflationszeit verhältnismäßig billig zu wirtschaften. Am Schluß des Berichts—
jahres betrug der Verpflegssatz im Knabenheim, Mädchen- und Kinderheim und Schulkinder—
heim je 90 Pfg., im Jugendhaus: im Saal ebenfalls 90 Pfg, im 4Bettenzimmer 1.— Mk.,
im 2-Bettenzimmer 1,15 Mk. und im Einzelzimmer 1,80 Mk. In der Jugendherberge wurde
die UÜbernachtungsgebühr ab 1. März 1924 auf 20 Pfg. festgesetzt.
11. Gefährdetenfürsorge.
Allgemeines. Das Berichtsjahr hat der Gefährdetenfürsorge infolge der Wohnungs—
not und Arbeitslosigkeit viel Sorge und Schwierigkeiten aller Art gebracht.
Tätigkeit. Von den 1845 im Berichtsjahre Betreuten konnte für 648 Obdach und für
106 Arbeit vermittelt werden; 154 wurden in Dienststellen gebracht.
Das Wandern auch des weiblichen Geschlechtes von einer Stadt zur andern ist geradezu
eine Landplage geworden und ist mit den größten sittlichen Gefahren verbunden. Von den
149 Schützlingen, die zu den Angehörigen zurückgingen, mußten mehrere begleitet werden.
In die Heimatgemeinde wurden 89 gebracht. Von den Halt- und Willenlosen, die immer
wieder rückfällig werden und sich strafbar machen, wurden 90 in Anstalten gebracht, für
32 Jugendliche mußte Fürsorgeerziehung beantragt werden.
Beträchtliche Arbeit brachte für die Gefährdetenfürsorge die Schließung der Bordelle.
Sämtliche Prostituierte wurden von der Polizeipflegerin in den Häusern besucht und ihnen
Hilfe in weitgehendstem Maße angeboten. Trotz aller Bemühungen und Vorstellungen gelang
es aber nur bei zweien, sie einem anderen Berufe zuzuführen. Von 56 früheren Insassen
der Bordelle erklärten 54, genügend Geldmittel zu besitzen und keiner Hilfe zu bedürfen.
In das Berichtsjahr fällt auch die Verstaatlichung der Polizei. Die Arbeit der
Gefährdetenfürsorge wurde jedoch dadurch nicht weiter berührt, weil nach Vereinbarung des
Stadtrates und der Polizeidirektion die Betreuung der polizeilichen Schützlinge wie bisher in
bestem Einvernehmen mit der Sitten-, Vaganten- und Kriminalpolizei gehandhabt wird.
12. Nürnberger Kinderhilfe G. V.
Kinderspeisung. Die Sommerperiode der amerikanischen Kinderspeisung
begann am 30. April und endigte am 29. September. Während der großen Herbstferien
ruhte sie. Beteiligt waren an derselben die Kinder der sämtlichen Volksschulen, der höheren
Schulen, 8 Kleinkinderbewahranstalten und die laut Zeugnis der Mutterberatunggsstelle
zugelassenen Mütter. Insgesamt wurden in den 14 Wochen 9170 Kinder im Alter von
6—14 Jahren, 290 im Alter von 226 Jahren und 100 Mütter gespeist. Abgegeben wurden
im ganzen 345576 Mahlzeiten.
Für 1 Kind standen für die Woche zur Verfügung: 488 Fett, 240 8 Milch, 18 g Kakao,
180 8 Mehl und 908 Zucker. Die Speisenfolge setzte sich zusammen aus 25Milchkakao
und 42Milch mit je 1Stück 708 Fettbrötchen. Gekocht wurde in der Küche Stadtpark,
außerdem kochten noch 4 Kleinkinderschulen selbst.
Die Winterspei sung nahm am 12. November ihren Anfang und dauerte mit Aus—
nahme der Weihnachtsferien bis zum 5. April 1924. An der Speisung waren wiederum
sämtliche Volksschulen und die höheren Schulen Nürnbergs beteiligt; ferner die laut Zeugnis
zugelassenen Mütter. Vom 15. Dezember ab nahmen an der Speisung außerdem die 3 Bezirks—
ftellen Eibach, Röthenbach und Reichelsdorf sowie 15 Kleinkinderschulen Nürnberags teil.,