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allem aber aufnehmend den Schild des Glaubens, mit welchem
ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen könnt; und
„ehmet an euch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes,
welches ist das Wort Gottes.“ !
Der Begriff eines „miles christianus‘““ zieht sich daher schon
auf dieser Grundlage durch alle Jahrhunderte des Christentums
hindurch. Im Mittelalter führten die Templer und Johanniter als
besonderen Ehrentitel diesen Namen. Auch scheint eine Gruppe
von ritterlichen Heiligen unter dem Titel „Milites Christi‘‘ verehrt
worden zu sein. Wir finden auf dem Genter Altar der Gebrüder
van Eyck den herrlichen Reiterzug zur Linken durch die Unter-
schrift als ‚„Milites Christi‘ bezeichnet, während auf den drei
andern Teilen der Seitenflügel die „judices justi‘“, die „heremitae
sancti‘ und „peregrini sancti‘“ heranziehen. Merkwürdigerweise
hat die reiche Litteratur über den Genter Altar sich bisher so
gut wie gar nicht mit der Erklärung dieser merkwürdigen Zu-
sammenstellung befasst. Nur in der neuesten Arbeit von Seeck
‚Die charakteristischen Unterschiede der Brüder van Eyck“* ist
sine Erklärung unternommen, die mir aber auf dem Holzwege
zu sein scheint. Die Richtung, nach der hin zu suchen ist, hat
wohl Tschudi? richtig angedeutet, indem er auf die Stelle im
„Hymnus de omnibus sanctis‘“ aufmerksam machte, wo von den
Heiligen des Himmels als „Milites Christi“ und „Judices sancti““
die Rede ist. Hier gilt es weiter zu forschen ; auf einem anderen
Wege als dem der Hymnologie wird man wohl nie zu einer ge-
nügenden Deutung des gesamten Genter Altares gelangen. Ich
möchte in diesem Zusammenhange aufmerksam machen auf ein
Blockbuch-Falsificat des Berliner Kupferstichkabinets (Passavant,
peintre-graveur I, 188) mit der gefälschten Aufschrift „Mainz 1430.
Hier sind in Holzschnitten 8 ritterliche Heilige als „streiter christi“
dargestellt, (die Gruppe auf dem Genter Altar zählt 9) jeder be-
oleitet von dem allerdings sehr unecht klingenden Verse:
1 Citirt nach der Uebersetzung des Neuen Testamentes von Weiz-
säcker.
2 Abhandl. d. kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Klasse,
N. F. II. No. ı, Berlin 1899 S. 54.
3 Im Text zur grossen Ausgabe der Berliner Gemäldegalerie, Band
Altniederländer, S. 2.