Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

Soziale Fürsorge 
Die ständige Abnahme der Teilnehmer an der Speisung, ein Zeichen guter Eindeckung 
der hiesigen Bevölkerung mit Lebensmitteln und Brennmaterial, reifte den Plan, die 3 Küchen- 
betriebe zwecks Wirtschaftlichkeit und Kohlenersparnis zu vereinigen und nur in Küche Treustraße 
zu kochen. Die Gäste der Abgabestellen im gaubers keller und in der Grünen Flur 
sowie der Küche Stadtpark sollen mittels Fuhrwerkes das Essen in hermetisch verschlossenen 
Speiseträgern erhalten. 
Dieser Plan wurde am 17. Januar verwirklicht und ab 19. deshalb nur mehr in Küche Treu— 
straße gekocht. Von nun ab bestanden nur mehr die Abgabestellen Stadtpark, Tauberskeller, 
Grüne Flur und Velodrom. Letzteres diente den Tischgästen, während in den Küchen Treu⸗ 
straße, Stadtpark, Tauberskeller und Grüne Flur auch Essen zum Heimholen abgegeben wurde. 
Aufhebung der Volksspeisungsanstalt. Nachdem im FJahre 1920 bei einer Bevölkerungs- 
ziffer von 380 000 Personen nur mehr rund 50000 ganze Portionen monatlich abgegeben wurden, 
mußte die Bedürfnisfrage angesichts der geringen Inanspruchnahme der Anstalt, die zudem bei 
dem steten Wechsel der Arbeitszeit jedes Entgegenkommen zeigte, glatt verneint werden. Dazu 
kam noch, daß Hauptverbrauchsartikel, wie Mehl und Fett, eine gewaltige Preiserhöhung erfuhren, 
die Gemüsepreise eine geradezu schwindelnde Höhe erreichten, und die Frachtsätze ganz erheblich 
stiegen. Diese Umstände im Verein mit den bedeutend vermehrten Ausgaben für Brennmaterialien, 
Löhne und Fuhrlöhne ließen den alten Preis von 1M pro Portion nicht mehr aufrechterhalten, 
wollten nicht die letzten Reserven, ja ein Zuschuß des Stadtrates, in Anspruch genommen werden. 
vabei ließ sich angesichts der stetigen Preissteigerung auf allen Gebieten nicht voraussehen, wie lange 
der neu festzusetzende Preis für ein Essen selbst unter den erwähnten Umständen aufrechterhalten 
verden konnte. NVach reiflicher Erwägung der Sachlage beantragte daher die Leitung der Volks⸗ 
peisungsanstalt in der Kommunalverbandsausschußsitzung vom 13. März die Aufhebung der 
Anstalt. Diesem Antrage wurde einstimmig stattgegeben, jedoch beschlossen, vorsichtshalber die 
Küchen Stadtpark und Luitpoldhain, welch letztere überhaupt nie in Benützung genommen wurde, 
betriebsfähig zu erhalten. Kaum war der Beschluß des Stadtrates bekannt, so setzte ein lebhafter 
Zeitungskampf ein. In allen Tageszeitungen erschienen Artikel, welche mehr oder minder 
temperamentvoll die Beibehaltung der Volksspeisung forderten. Gesuche und Unterschriften- 
sammlungen verfolgten den gleichen Zweck. Waren dies auch Zeichen dafür, daß das Wirken 
der Bolksspeisungsanstalt in den beteiligten Kreisen volle Anerkennung fand, so hatte doch der 
Appell an dieffentlichkeit aus den erwähnten Gründen beim Stadtrate keinen Erfolg. Mit dem 
27. März kochte die Anstalt, nachdem sie mehr als 3 Jahre ihren gemeinnützigen Zweck ohne 
Zuschuß des Stadtrates erfüllt hatte, zum letzten Male. Die Vorräte wurden seitens des städtischen 
Lebensmittelamtes städtischen Anstalten zugewiesen. 
Die Küche Treustraße, welche nur ein Provisorium bildete, wurde außer Betrieb ge— 
setzt, die Küchen Bärenschanzstraße 34, Stadtpark und Luitpoldhain dagegen stehen gegenwärtig 
im Dienste der amerikanischen Quäkerspeisung und versehen die unterernährten Kinder unserer 
Stadt bis zum 14. Lebensjahre sowie werdende und stillende Mütter gegen geringen Beitrag 
zur Bestreitung der Unkosten mit reichlichen, gehaltvollen Zusatzmahlzeiten. 
Von Interesse dürfte sein, daß sich die auf einer Portion ruhenden Unkosten im Jahre 
1919 infolge der erhöhten Arbeitslöhne, Brennmaterialien und Fuhrlöhne, auf 20,88 9 
stellten, während die Unkosten im Jahre 1918 durchschnittlich 10,99 9 und im Fahre 1917 
durchschnittlich ,76 9 pro Portion betrugen. 
15. Wohnungsfürsorge. 
a. Städtische Mieteinigungsämter. 
Gesetzliche Grundlagen. Die Stadtgemeinde Nürnberg hat gemäß der Bundesr. 
Vdng. vom 15. Dezember 1914 und der hiezu ergangenen bayer. Min.Bektmchg. vom 31. Dez.
	        
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