Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

Soziale Fürsorge 
genommen, so daß am 31. März 1920 150 Lehrlinge vorhanden waren. Das Ausbildungs⸗ 
personal besteht aus einem Betriebsleiter, 2 Werkmeistern, 10 tüchtigen Mechaniker- und 
1 Schlossergehilfen. Die Aufnahme von weiteren 45 Lehrlingen für Anfang August 10920 ist 
vorbereitet. Am Fachunterricht, der während der Abendstunden, mit Ausnahme der Sommers— 
zeit, erteilt wurde, nahmen 267 Lehrlinge anderer Betriebe teil. 
Die Lehrwerkstätte Roritzzer stra ß e konnte durch bessere Platzeinteilung 15 neue 
Lehrlinge aufnehmen; 5 weitere Plätze wurden durch den Austritt der Lehrlinge, die ihre Lehr— 
zeit mit sehr gutem Erfolg beendigten, frei, so daß am 31. März 1920 69 Lehrlinge beschäftigt 
wurden. Diese verteilen sich auf 4 kleinere Lehrsäle in den Rückgebäuden der Anwesen Roritzer⸗ 
straße 22 und 28. Zur Aufsficht ist in jedem Saale ein Mechanikergehilfe oder Werkführer tätig. 
Die Leitung untersteht einem Betriebsverwalter (früherer Oberwerkmeister). Außer diesen 
Lehrlingen wurde im Abendkurs 356 Lehrlingen anderer Betriebe erfolgreicher Fachunterricht 
erteilt. Den Bedürfnissen entsprechend wurde in diesem Jahre für eine zweckmäßige Er⸗ 
weiterung der Lehrwerkstätten das Unter— und Erdgeschoß des anstoßenden Rückgebäudes 
Roritzerstraße 22 gemietet und die Mittel im Betrage von 157155 zur Einrichtung vom 
Stadtrat bewilligt. Durch diese Erweiterung wird es möglich, AMA neue Lehrplätze zu schaffen, 
die mit Beginn des Septembers von jungen Lehrlingen besetzt werden. Die allgemein in der 
Industrie empfundene Stromsperre, welche infolge ungenügender Kohlenbelieferung des Groß⸗ 
kraftwerkes Franken für mehrere Stunden des Tages eintrat, machte sich auch im Betriebe der 
Lehrwecrkstätten sowohl in der Roritzerstraße als auch in der Parkstraße unangenehm bemerkbar, 
da es nicht möglich war, die Betriebszeit so zu ändern, daß während der Sperrstunden nicht 
gearbeitet zu werden brauchte. Die Tas chengelder, welche den Lehrlingen ausbezahlt werden, 
wurden im Laufe des Jahres entsprechend der allgemeinen Geldentwertung wiederholt erhöht und 
betrugen am Schluß des Berichtszeitraumes für das erste Lehrjahr 15 M wöchentlich, das zweite 
9 M wöchentlich, das dritte S—12 M wöchentlich, das letzte Halbjahr 6—,15 M wöchentlich. 
Es stellt sich mehr und mehr heraus, daß der Betrieb der städtischen Lehrwerkstätten 
für die Ausbildung der Jugend eine WMohltat bedeutet, so daß die hierfür aufzuwendenden 
städtischen Zuschüsse kein verlorenes Kapital bilden. 
5. Städtische Notstandsarbeiten. 
Vorgeschichte. Die Stadtgemeinde Nürnberg hat schon vor dem Weltkriege 1914/18 
jeweils während der Wintermonate Notstandsarbeiten, sogenannte „außergewöhnliche 
Winterarbeiten,, bereitgestellt, um der periodisch wiederkehrenden Arbeitslosigkeit 
gewisser Berufe begegnen zu können. Ein Beschluß des Stadtmagistrats vom 1s8. Dezember 
1904 besagt, daß alljährlich im Sommer eine Anzahl Arbeiten seitens des städtischen Bauamts 
bezeichnet werden sollen, die als außergewöhnliche Winterarbeiten von Arbeitslosen ausgeführt 
werden können. 
Als solche Winterarbeiten kamen fast ausschließlich Erdarbeiten des Tiefbaues 
in Betracht, außerdem wurde ein Teil der Arbeitslosen mit Steinklopfen für die 
städtische Straßenbauabteilung beschäftigt. ODiese letzteren Arbeiten wurden meist den Arbeits— 
losen verschiedener Berufe, die nicht dem Baugewerbe angehörten, zugewiesen, weil diese Tätig— 
keit keine allzugroßen Anforderungen an das Arbeitsvermögen des Einzelnen stellte und bei 
einigermaßen gutem Willen von jedem geleistet werden konnte. Die Anmeldung zu diesen 
Winterarbeiten hatte beim städtischen Arbeitsamt zu erfolgen. Berücksichtigt wurden in erster 
Linie die heimatberechtigten verheirateten und unverheirateten Personen, in zweiter Linie 
diejenigen Arbeitslosen, die eine Reihe von Jahren in Nürnberg ansässig waren. Als Ver— 
gütung wurde für diese Winterarbeiten etwas weniger als der städtische Taglohn der niedersten 
Klasse gezahlt (zuletzt 3,70 M).
	        
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