Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

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Wohlfahrtspflege 
vielen privaten Wohltätigkeitseinrichtungen in engsten Zusammenhang gebracht werden, um 
durch planmäßiges Zusammenarbeiten die Wirkung der Fürsorgetätigkeit zu erhöhen. Es darf 
künftighin nicht mehr vorkommen, daß einer städtischen Stelle die Unterstützung oder Fürsorge 
durch eine andere städtische Stelle unbekannt bleibt oder daß eine Familie von mehreren Stellen 
mit Weihnachtsgaben oder Konfirmandenunterstützungen bedacht wird, während zahlreiche 
andere bedürftige Familien vollständig unberücksichtigt bleiben müssen. Diesem Zweck entspre⸗ 
chend mußte die erste Aufgabe sein, alle städtischen Fürsorgeeinrichtungen dem als Zentrale neu— 
geschaffenen Amte anzugliedern. Es kamen folgende Abteilungen in Betracht: Armenamt, Be— 
kleidungsstelle, Berufsvormundschaft, Fürsorgeerziehung, Gefährdetenfürsorge, Heiliggeist 
spital, Jugendfürsorge, Kriegsfürsorge, Leihhaus, Sebastianspital, Waisenhaus, Wöchnerinnen- 
heim, Wohltätigkeitsstiftungen, Erwerbsbeschränktenfürsorge, Jugendgerichtshilfe, Möbelstelle, 
Säuglingsfürsorge. Die 4 letztgenannten Abteilungen wurden neu errichtet. Nachdem diese 
Zusammenfassung erfolgt war, wurde die Verbindung mit der vprivaten Wohltätigkeit herzu— 
stellen versucht, was Schritt für Schritt gelingt. 
Die Zentrale des Wohlfahrtsamtes hat folgende Unterabteilungen: 1. Sentral— 
auskunftstelle für die gesamte Wohlfahrtspflege. Sie hat den 
Zweck der Auskunfterteilung über Personen, welche in öffentlicher oder privater Fürsorge stehen 
oder solche in Anspruch nehmen, an Behörden, Wohlfahrtsvereine oder -Einrichtungen sowie 
an Privatpersonen, die ein berechtigtes Interesse dartun, ferner der Auskunfterteilung über öffent— 
liche und private Wohlfahrtseinrichtungen an jedermann. 2. AllgemeineBeratungs— 
stelle. Sie hat die Aufgabe der Beratung hilfsbedürftiger Personen, insbesondere der Ange— 
hörigen des Mittelstandes, und der Vermittlung entsprechender Fürsorge. 35. Rechts— 
auskunftstelle. Die Abteilung, die schon früher bestand, hat Rat und Auskunft in 
Rechts-⸗, Steuer- und Versicherungsangelegenheiten zu erteilen und darauf bezügliche Schrift— 
sätze, Eingaben und Gesuche kostenlos anzufertigen. 
UÜber die Entstehung und den Betrieb der Zentralauskunftstelle ist 
folgendes zu berichten: Die hier seit 1905 bestehende Auskunftstelle der privaten 
Wohltätigkeit, welcher etwa 35 Wohltätigkeitsvereine und 70 Einzelpersonen als Mit— 
glieder angehörten, ist auf die Stadt übernommen worden und in der Zentralauskunftstelle des 
Wohlfahrtsamtes aufgegangen. Die Personenkartothek der Zentralauskunftstelle wurde unter 
Verwendung des vorhandenen Materials der privaten Auskunftstelle auf den am 25. Januar 
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fahrtseinrichtungen über die in ihrer Fürsorge stehenden Familien oder Einzelpersonen aufge— 
baut. Seit dem 25. Januar 1020 werden von den einzelnen Abteilungen täglich die Verände— 
rungen (Zu- und Abgänge) der Zentralauskunftstelle gemeldet. Letztere verständigt gegebenen- 
falls sofort die in Betracht kommenden Fürsorgeeinrichtungen, wenn ihr bekannt wird, daß 
Hilfsbedürftige von mehreren Seiten unterstützt werden. Es werden bei der Zentralauskunftstelle 
sowohl Personalkarten als auch Personalbogen geführt. Näberes darüber ist 
in der einschlägiggen Kartothekordnung festgelegt. 
Das Wohlfahrtsamt wird auch ein AUuskunftsbuch über die Wohfahrtseinrich— 
tungen Nürnbergs herausgeben. Mit der Bearbeitung ist bereits begonnen worden. Eine 
weitere Aufgabe ist die Errichtung einer Bibliothekæund eines Archivs über Zeitschriften 
und Vereinsdrucksachen. Zur Benützung steht ein Lesezimmer zur Verfügung. 
Tätigkeit. Das städtische Wohlfahrtsamt hat schon in den ersten Monaten des Bestehens 
seine Daseinsnotwendigkeit erwiesen. Nicht nur, daß an Hand der Zentralkartothek in verschie— 
denen Fällen Ooppelunterstützungen festgestellt und die unterstützenden Stellen durch sofortige 
Mitteilung vor weiterem Schaden bewahrt werden konnten, sondern es hat das Wohlfahrtsamt 
auch selbst eine größere Fürsorgetätigkeit ausgeübt. So wurden in einer ganzen Anzahl von
	        
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