Full text: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1916 (1916 (1919))

Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit 257 
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Mengen oder wegen Bevorzugung einzelner Kundenkreise von dem Kartoffelverkauf aus— 
geschlossen werden. Da die teilweise unzureichenden Zufuhren sehr oft zu Kartoffelmangel 
Ind damit zu einer überaus starken Inanspruchnahme der städtischen Verkaufsstelle im 
Weizenbräuhaus, wo manchmal täglich 20—25000 Personen abzufertigen waren, führte, 
ging man daran, den Kartoffelhandel so viel als möglich zu dezentralifieren. 
Es wurden 850 Verkaufsstellen in sämtlichen Stadtteilen eingerichtet. Es gelang so, 
die großen Ansammlungen zu verhindern und eine raschere Verteilung an die Bevölkerung 
herbeizuführen. 
Da der mit dem Einkauf betraute Großhandel seine Pflicht nur mangelhaft erfüllte, 
mußte die städtische Kartoffelstelle öfters bei den Behörden um Abhilfe vorstellig werden. 
Diese hatte auch teilweisen Erfolg und verschaffte der Stadt größere Versorgungsmöglichkeit 
beim Einkauf. Bei Beginn des neuen Erntejahres wurde die Stadt veranlaßt, ihren ganzen 
Kartoffelbedarf bis April 1917 schon in den Monaten Oktober und November herein— 
zunehmen. Da natürlich der Bedarf an Kartoffeln wegen Mangel an anderen Lebensmitteln 
bon Woche zu Woche größer wurde, war es der Stadt nicht möglich, die für diese Zeit 
nötigen Mengen selbst einzulagern. Es wurden deshalb von der Kartoffelstelle Vorkehrungen 
getroffen, daß die Verbraucher die Einlagerung, soweit sie dazu im Stande waren, selbst 
bewerkstelligen konnten. In den ersten Monaten bewährten sich diese Einrichtungen aufs 
beste. Dann kam plögtlich die Hiobspost, daß die Kartoffelernte weit hinter dem für den 
Verbrauch zu Grunde gelegten Tagessatz zurückgeblieben sei. Vom 1. November ab mußte 
deshalb die Tagesquote um ein Drittel zurückgesetzt werden; doch auch diese Verkürzung 
brachte keine hinreichende Erleichterung, und am 15. Dezember mußte eine weitere Minderung 
von einem Viertel der Tagesration erfolgen. Die Schuld lag aber in Wirklichkeit wohl nicht an 
der angeblich schlechten Kartoffelernte, sondern an der Abgabeweigerung der Erzeuger, und 
diese kam daher, daß die Regierung schon vor Beginn der Ernte den Kartoffelbauern bekannt 
gegeben hatte, daß der Erzeugerpreis ab 15. Februar 1917 um 146 sür den Zentner erhöht 
werden sollte. Die Kartoffelstelle geriet so in eine sehr mißliche Lage, da durch die hohe 
Tagesquote in den ersten 8 Wochen große Mengen Kartoffeln von den Verbrauchern ein— 
gelagert wurden, die natürlich nachher allen denen verloren gingen, die sich noch nicht eindecken 
konnten. Es konnten deshalb die Kartoffeln wieder nur in kleinen Pfundmengen für den 
wöchentlichen Bedarf abgegeben werden. 
Die Kartoffelstelle hat abwechselnd ein Personal von 150-600 Leuten beschäftigt. 
Der Gesamtumsat in Kartoffeln betrug vom August 1914 bis Ende des Berichtsiahres 
5102937
	        
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