Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1916 (1916 (1919))

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Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit 
Wenn die ärztliche Versorgung der Mutterberatungsstellen auch im Jahre 1916 
wegen Verwendung der Mehrzahl der leitenden Arzte im Heeresdienst manches zu wünschen 
übrig ließ, so trat doch eine merkliche Besserung ein. Dr. teinhardt wurde nach Nürnberg 
versetzt und übernahm anfangs Juni wieder die von ihm vor dem Kriege geleitete Mutter⸗ 
beratungsstelle III in der Poliklinik; ferner übernahm er vom 26. September an die Vertretung 
von Dr. Mohr in der Mutterberatungsstelle J in der Tetzelgasse, die bei Kriegsausbruch von 
Hofrat Dr. Cwmopf geführt worden war und vom 17. Juli bis 22. September von Fräulein 
Dr. Kennerknecht versehen wurde. Letztere versah auch vom Juni ab an den Montagen 
und Freitagen die Mutterberatungsstelle Vin der Rothenburger Straße und übernahm vom 
25. September an die Mutterberatungsstelle VII am Humboldtplatz, die vorher einige Monate 
von Dr. Steinhardt geleitet worden war. Die Sprechstunden in der Mutterberatungsstelle V 
an den Mittwochen hielt im Juni Dr. Frankenau. 
Der Besuch in der Mutterberatungsstelle II — Cnopfsches Kinderspital — erhöhte 
sich derart, daß vom 6. November ab wöchentlich 8 Sprechstunden — Montag, Mittwoch 
und Freitag von 4ÿ55 Uhr nachmittags — angesetzt wurden. 
Durch Beschlüsse der beiden städtischen Kolleglien vom 28. November und 5. Dezember 
wurde die Errichtung einer neuen, der Mutterberatungsstelle VIII, genehmigt. 
Zu diesem Zwecke wurden die Räumlichkeiten im Erdgeschoß des Anwesens Grün— 
straße 6 zu dem jährlichen Mietzins von 750 M gemietet. Vorhanden sind ein Laden, 3 weitere 
Zimmer und eine Küche, Die Einrichtung der Räumlichkeiten und die Eröffnung der Stelle 
konnte erst im Jahre 1917 erfolgen. 
Nach den im Jahre 1907 für die Abgabe von Säuglingsmilch aufgestellten Grund— 
sätzen sollen nur Eltern bezw. Mütter mit einem Einkommen bis zu 2000 M Milch durch 
die städtischen Mutterberatungsstellen angewiesen erhalten. Da aber die Beschaffung einwand— 
freier Milch immer schwieriger wurde, beschloß der Magistrat am 14. April, Marktmilchscheine 
auch für Säuglinge, deren Eltern bezw. Mütter ein höheres Einkommen haben, abzugeben, 
jedoch zum vollen Preise. Zur Bedingung wurde gemacht, daß die Säuglinge nach Anordnung 
des leitenden Arztes in den Mutterberatungsstellen vorgestellt werden. Diese Maßnahme 
wurde durch Gesamtbeschluß vom 15. August und 3. November dahin erweitert, daß jede Art 
Milch, welche in den städtischen Mutterberatungsstellen angewiesen wird, auch an zahlungs⸗ 
fähige Eltern bezw. Mütter abgegeben wird, jedoch zum Selbstkostenpreis und unter der 
Bedingung, daß sich die Mütter, welche diese Vergünstigung in Anspruch nehmen, hinsichtlich 
der Pflege und des Besuches der Mutterberatungsstellen den Anordnungen des leitenden 
Arztes der betreffenden Stelle unterwerfen.“ 
Der mit der Firma Kurz 6Zanders am 22. September 1908 abgeschlossene Vertrag 
wurde von dieser am 29. März 1916 auf den 1. Juli gekündigt, weil sie die für ihr Milchvieh 
benötigten Futtermittel nicht erhalten konnte. Am 30. Juni stellte die Firma die Milchlieferung 
für die städtische Säuglingsfürsorge ein. Dagegen lieferte die städtische Milchzentrale seit 
Oktober Milch aus dem Gute Neuhof bei Donauwörth zum Literpreis von 36 H. Der Liter— 
preis für die Ziegelsteiner Milch wurde vom J. Oktober an von 28 H auf 30 — erhöht. 
Da der städtischen Milchzentrale nur ganze und halbe Literflaschen zur Verfügung 
stehen, sind die Mutterberatungsstellen genötigt, in vielen Fällen mehr Milch zuzuweisen, als 
für die Säuglinge notwendig ist. Auf Grund eines Gutachtens des Ausschusses für Säuglings— 
fürsorge beschloß deshalb der Magistrat am 7. November, Vorzugsmilch und Kinder- und 
Kurmilch auch in Viertelliterflaschen abzugeben. 
Da die Verabreichung in Viertelliterflaschen für die städtische Milchzentrale mit 
erheblichen Mehrkosten verknüpft ist, mußte bei Abgabe in dieser Weise für den Liter 
Schwahnscher Milch statt 42 4 ein Preis von 52 H gefordert werden.
	        
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