fullscreen: Die Schweden in Nürnberg

116 — 
und mühsam nach Fassung ringend. Kaum war das junge 
Mädchen imstande, ihr Auskunft zu geben. 
Frau von Praunfalk war klug. Sie ahnte sofort, daß sie 
vielleicht noch heute den Schlüssel zu dem rätselhaften Wesen ihrer 
Tochter finden würde. Aber so schwer es ihr wurde, zumal sie 
ihr Kind leiden sah, sie fragte wohlweislich nicht und that, als 
ob sie das außergewöhnlich aufgeregte Benehmen Helenas gar 
nicht bemerke. 
Sie war sicher, ihr Kind würde ihr sein Herz schon rechtzeitig 
ausschütten. 
So umfaßte sie Helena nur innig, zog sie auf die nächste 
Ruhebank und fuhr zärtlich mit der Hand über ihr Haupt. 
Wie ein Zittern ging es durch den schlanken Körper der 
Tochter, und plötzlich barg sie, in Thränen ausbrechend, ihr 
Gesicht an der Mutter Brust. 
Gottlob! Der starre Bann war gebrochen, aber noch immer 
fragte Frau von Praunfalk nicht, doch preßte sie ihr weinendes 
Kind ans Herz und liebkoste seinen braunen Scheitel. 
So saßen sie stumm eine Weile bei einander. Endlich hob 
Helena ihr Haupt und versuchte zu sprechen, aber die Mutter, 
die gewaltige Erschütterung der Tochter richtig ermessend, schloß 
ihren Mund mit einem Kuß. „Heute nicht, mein Liebling, erst 
mußt Du ruhiger werden und Dich sammeln. Morgen eröffne mir 
Dein Herz und vergiß nie, eine treue Mutter bleibt stets die 
hbeste Freundin und verschwiegenste Vertraute.“ 
Dankbar schaute Helena zur Mutter empor und küßte ihr 
die Hand. 
„Nun geh in Dein Zimmer, mein liebes Kind, Deine Thränen 
braucht nur die Mutter zu sehen; ich bringe Dir Nachricht, sobald 
ich Gewisses weiß,“ und liebevoll geleitete sie die Tochter in ihr 
Gemach. Dann kehrte sie um und wartete, damit ja keiner das 
zarte Geheimnis erraten könne, an der Treppe auf die Heimkehr 
Brigittens. 
Nachdem diese sodann, viel zu ausführlich für die ungeduldige 
Mutter, berichtet hatte, ging letztere zu Helena, um ihre Tochter 
zu beruhigen. 
„Wer?“ rang es sich von Helenas Lippen. 
„Der Junker von Königsmark ist verwundet, aber Gottlob! 
anscheinend nicht lebensgefährlich.“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.