Full text: Leich-Sermon Bey der Christlich-unnd volckreicher Begräbnuß der ... Frawen Catharinae Deß Edlen und Hochgelährten Herrn Georgii Noessleri ... Weyland Hertzliebsten HaußEhr/ Welche den 18. Februarii Lauffenden 1644. Jahrs ... entschlaffen und ... bestattet worden

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schnitt Rosen ab, sorgsam, daß sie keine Knospe mit 
der Schere faßte. Sie legte die kurzstieligen 
Blumen sorgfältig in einen Korb, den fie am 
Arm trug. 
„Den Herrn Vater, wenn die Bürgermeisterei 
ein Ende hat.“ 
„Was — wenn?“ Anne sah starr auf den 
alten Freund. 
„Die Jungfer tut, als ob sie aus dem Mond 
käme.“ 
„Der Vater nicht mehr Bürgermeister?“ 
„Nein! Schrei es aber die Jungfer nicht auf 
die Gasse, man flüstert so etwas nur, und zwar 
hinter dem Rücken.“ 
„Aber Onkel, so sagen Sie nur —“ Anne 
hatte den Korb zu Boden gestellt und war auf 
Hünnebach zugeeilt. 
„Wenn jemand nicht in seinem blinden Egois—⸗ 
mus nur an sich dächte, hätte er es schon lange, 
lange merken können. Und wenn man noch der 
kleine Kamerad wäre, wüßte man es auch — bst 
da kommt der Vater und strahlend wie am 
ersten Tag seiner Bürgermeisterwürde.“ 
Anne flog auf den Vater zu und umarmte ihn 
stürmisch. „Vater, lieber Vater!“ 
Rottmann preßte den Kopf seines Lieblings 
ans Herz und nickte dem alten Freund zu. „Ich 
war eber noch bei Roller. Der soll noch seiner 
Heimat Stolz werden! Nun kommt., laßt uns recht 
fröhlich sein!“ 
Sie waren alle fröhlich, als sie unter der 
Linde saßen. Auch in Joseph, der anfangs recht 
still war, erwachte allgemach die Reisefreude. 
Anne sah wohl bisweilen prüfend zum Vater 
—
	        
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