Inhaltsverzeichnis: Hans Sachs und seine Zeit

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Moralifierende SGebichte. 
5b man aus diefer Klage fchließen darf, Daß die trengen Berhältnifje, 
wie fie durch die alten Zunftgefebe geordnet waren, nicht mehr beftanden, 
und vb die Folge davon wirklich die Berfchlechterung und der Nieder: 
gang des Handwerk3 war, muß mindeften3 bezweifelt werden. Daß 
bei dem fHnellen Wachstum Nürnbergs die Zunahme neuer Werfitätten 
den Inhabern älterer Privilegien jtörend und verdrießlich war, ift eine 
Erfcheinung, die zu allen Zeiten vorkommt. Und jelbft unjer Hans 
Sachs, der im Übrigen niemals fih Durch Herrichende Vorurteile 
Seeinfluffen ließ, mag hier ein wenig zu fchwarz gefärbt Haben, und 
zwar vborzugäweije zu Gunften feines Gedichtes. Denn er war in feiner 
jo Sraftijhen Schilderung des Eigennuge3 beftrebt, alles zu ammen- 
zuhäufen, was fein abjchredendes Bild recht eindringlich machen follte. 
Daß auch in den Handwerfsverhältniffen manches gegen früher ander8 
geworden, gab ihn dann wohl den Anlaß, die Dinge — eben um der 
itärferen Wirkung des Gedichtes willen — in recht ftarfen Farben zu 
malen. Man mag aber Hieraus auch erkennen, daß der Meifterfinger 
und Reformationsdichter bei alledem fein Handwerk nicht vernachläffigte 
und daß ihm das Gedeihen des Handwerks in Nürnberg überhaupt am 
Herzen lag. 
Dem Gedichte vom „Eigennuß“ ganz nahe verwandt in der Tendenz 
wie in der Form Ht fein 1531 gefchriebenes Gedicht: „Nachred, das 
greulich Lafter, fampt feinen zwölf Eigenfchaften“. Die Nachred ift die 
Verläfterung anderer und die Verleundung, deren verfchiedene Eigen: 
haften und Wirkungen gefechildert werden. Wieder ift e8& ein Traum, 
der ihm zur Bekanntjehaft diefes fHrecklichen Weibes „Calumniatrir” 
verhilit. Sie hatte am „Rück“ zwei FHügel, aber an der linken Bruft 
eine blutende Wunde, und in der Kinfen Hand hielt fie ein blutige8 
Schermeljer :; 
Derbunden fo was ihr die Stirn 
Uuch war ganz ftaren blind die Dirn, 
Don Schlangen geflochten war ihr Sopf, 
Sn ihrer rechten Hand fie ein Topf 
Trug, gemachet von FMarem Sold, 
Mit herbem Gift, ihr merken folt, 
Ein große Kugel fie nach[chleift, 
Die war mit Schwefel, Ped betreift, 
Die prann mit unlöfchlidhem Feuer 
Nach diefer Befchreibung erzählt er, wie diefes Weib fichH zu ihm 
drängte, um ihn zu ihrem Dienften für fi zu aewinnen. Da der
	        
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