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Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen und Wohltätigkeit
entsprächen. Zu dem Ausbau der Arbeitsämter, welche auch weibliche Dienstboten vermitteln
sollen, sei aber eine entsprechende finanzielle Unterstützung durch Kreis und Staat nötig.
Die Vorträge 2 und 3 brachten manche Erfahrung aus der Praxis und führten den
Versammelten neuerlich die Tatsachen vor Augen, wie notwendig es ist, bei allen sich
bietenden Gelegenheiten inmer und immer wieder an das Arbeitsamt zu erinnern, mit den
Innungen und Fachverbänden ins Heuehmen zu treten und der Werbetätigkeit ganz besondere
Sorgfalt zuzuwenden.
Bei Ziffer 4 wurde der Wert der Vakanzenliste und die Mittel ihrer Ausnutzung
eingehend besprochen. Im Hinblick auf den Wert dieser Listen gab der Vortragende zu
erwägen, um die Zentralvakanzenlisten allen Arbeitsämtern zugänglich machen zu können,
die Herausgabe einer Liste für ganz Bayern beim Verband bayerischer Arbeitsnachweise
anzuregen und falls die Herausgabe wegen der Größe — es kommen 51 Arbeitsämter in
Betracht — oder wegen der zu befürchtenden Lockerung der Kreisverbände auf Bedenken stoßen
sollte, die Hauptarbeitsvermittlungsstellen zu veranlassen, daß sie die Kreisvakanzenliste nicht nur
den Arbeitsämtern des Kreises, sondern allen bayerischen Arbeitsämtern zuschicken. Die Frage,
wie die Vakanzenliste nutzbringend angewendet werden kann, läßt sich nicht ohne weiteres
heantworten, sie wird immer mit der Pflichttreue und Arbeitsfreudigkeit des Arbeitsvermitt—
lers im engsten Zusammenhange stehen. Wenn er keine Mühe, keine Arbeit scheut, um
Nachfrage und Angebot mödslichst schnell zusammenzubringen, wird er manchen Erfolg
buchen können.
Im Berichtsjahre 1914 fand im kleinen Sitzungssale des Rathauses zu Nürnberg
am 16. Mai vormittags 10 Uhr eine Verwalterbesprechung statt, welcher als Vertreter der
Kgl. Regierung von Mittelfranken Kgl. Regierungsrat Klee und als Vertreter des Stadt—
magistrats Nücrnberg der Referent für das städtische Arbeitsamt Nürnberg Rechtsrat
Dr. Fischer anwohnte. Die Tagesordnung war folgende:
1. Die Entwicklung eines kleinen Arbeitsamtes, hier des städtischen Arbeitsamtes Eich
stätt, Berichter: Magistratssekretär SchmidtxEichstätt.
Vermittlung weiblicher Dienstboten. durch die mittelfränkischen Arbeitsämter und
etziger Stand dieser Vermittlungsart. Berichter: Magistratsoffiziant Beuschel—
Ansbach.
Erfahrungen in der auswärtigen Vermittlung. Berichter: Magistratssekretär
Luff-Nürnberg.
4. Reichsgesetzliche Regelung der Wanderarmenfürsorge. Berichter: derselbe.
5. Besprechung der Vermittlungsergebnisse 1913.
Bei Punkt2 der Tagesordnung kam der Berichter nach seht interessanten Darstellungen
zu dem Schlusse, daß sich eine wesentliche Erhöhung der weiblichen Vermittlungsziffern im
allgemeinen nur durch Einstellung einer Vermittlerin bei jedem, auch beim kleinsten Arbeits—
amte erzielen läßt. Hierbei setzte er als selbstverständlich voraus, daß bei den 8 kleineren
und mittleren Arbeitsämtern des Regierungsbezirkes keine hauptamtliche, sondern nur eint
nebenamtliche Vermittlerin in Frage kommen kann, die jeden Tag etwa 1oder 2 Stunden
im Arbeitsamte anwesend zu sein hätte, und daß der größte Teil der Aufwendungen vor
allem im Hinblick darauf, daß sich die Tätigkeit der Arbeitsämter in Bezug auf die Gesinde—
vermittlung auf weitere Umkreise erstreckt und in der Folge noch mehr erstrecken soll, auf
breitere Schultern, insbesondere auf den Kreis abgewälzt werden muß.
3.
4. Armenpflege.
Organisation. Anderungen in der Organisation sind in den Berichtsjahren nicht eingetreten
Bei der Armenpflege sind tätig: 60 Armenpflegschaftsräte, 253 Pfleger und 52 Helferinnen
(alle ehrenamtlich), ferner 18 Armenärzte (im Nebenamte) und 22 Bureaubeamte.