Volltext: Predigten am dreihundertjährigen Todestage Philipp Melanchthons, dem 19. April 1860

— 923 
wird feinen Namen ehren, fo lange noch Wahrheit, Frömnmige 
feit und Gelehrfanıkeit etwas gilt. 
Diefer furze gefchichtlihe Umrig biete uns zu zwei Bes 
tradtungen VBeranlaffung. Er zeige uns, wie Gott die be. 
deutfamen SEreigniffe in der MWeltgefchichte einzuleiten, vors 
zubereiten, 3U ordnen und durchzuführen weiß. Daß gerade 
zwei Münner von folem Geiste, folchen Anlagen, folden 
Kräften, fo verfehiedenartig und doch {jo gleidhgefinnt, in Witten- 
berg ihre Anftellung fanden, daß fie fo enge und freund{haft- 
lich an einander fih anfchloffen, das war Gottes Werf. 
Ohne einen Luther wäre Mekanchthon ausfjchlicßend dem Stu- 
dium der alten Syrachen treu geblieben und Hätte ausfhließenDd 
als Schulmann Großes und Segensvolles gewirkt. Durd 
Luther ift er auf das Feld der religiöfen Kämpfe und Der 
firchliden Beftrcbungen geführt worden und hHat den fchönften 
Ehrenkranz der Reformation fi errungen. Ohne Melanhthon 
Hätte Luther öfter zu einem Eifer, einer Hürte, einem Eigen 
finn, einer Einfeitigkeit {ih Hinreißen laffen, welche der guten 
Sache mehr gefhadet als genüßt haben würde. So weiß 
Soit zu allen Zeiten Männer 3zU ermwecden, durch welde er 
feine großen Plane fiegreich Hinausführt, fo weiß cr, wie e® 
in unferem Texte Heißt: Stlidhe zu MAyofteln, Erliche zu Pros 
pheten, Etlide zu Evangeliften, Etliche 3 Hirten und Lehrern 
zu feßen und Alles fo zu ordnen, daß die Heiligen zugerichtet 
werden zum Werk des Anıtes, dadurch Der Leib Chriftt ers 
bauet werde. So hat cr einem Mofes einft einen YNaron au 
die Seite geftellt, daß einer den andern unterftüße und ihn zur 
Ausführung feines Werkes behilflich fei. So hat cr dem Hexen 
Ayoftel und Gehilfen an die Seite geftellt, daß fie nach ihn 
fein Werk fortfeßten; fo hat ex aud) dort Männer von fchr 
verfchiedenen Gaben zum Apoftelamte berufen und noch nach 
feinem Hingang zum Bater den Paulus, einen Mann, in den
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.