Volltext: Predigten am dreihundertjährigen Todestage Philipp Melanchthons, dem 19. April 1860

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Schrift, fo weit fie das Werk feines BeivathS und feiner Mit- 
wirkung genannt werden Fan. Der Orundfprachen mächtig, wie 
Wenige, war er vor Biclen berufen, Luthers größte und unüber- 
trefflichfte Arbeit fördern zu Helfen und der Volfommenheit 
entgegen zu führen. Und was num endlid) das Augsburgiiche 
Befenntniß betrifit, fo ift daffelbe ein anerkanntes Meifter- 
wert, durchaus wahr und Mar, fAriftgemäß und überzeugenD, 
jo daß felbit Die Gegner fich vor feinem unwiderlegbaren Snz 
hakte haben beugen müffen, und dabei fo maßvoll und mild, 
wie das ganze Wefen feines VBerfajfers felber war. Luther. 
hat, als cr fümmtliche Artikel Ddeijelben mit volljter Zuftim- 
mung gefefen, ‚Hinzugefügt, daß cr nicht fo fanft und feife wie 
Roilippus freten könne; dagegen hat allerdings Melanchthon 
au nit den Heldenmuth Luthers gehabt, und Deßhalb unter 
{dwierigen Zeitumftänden oft tödilidhe Aengjlen ausgeftanden, 
auch. aus Furcht vor drohenden größeren Nebeln fi bisweilen 
nachgiebiger gezeigt, als er gewefen zu fein fpäter felbft 
wihnfchte; aber nad) beitem Wien und SGewifjen hat cr {tct8 
gefprochen und gehandelt, und wenn man etwa die Sorglich- 
feit, welche feinent zarten SGemüthe eigen war, fadeln wollte, 
Die eines Chriften würdige Antwort gegeben: „Hütte iD Feine 
Sorge, fo würde id nicht zu Gott flehen; durch die Sorgen 
alfo werde ich zum Gebet getrieben, und das Gchet ver treibt 
die Sorge.“ So hat während feines ganzen irdifehen Tage- 
werf$ die Gnade Gottes jih an dem Manne verherrlicht, 
deffen Todestag wir heute begehen. Ihn Hat er felbft alle 
zeit die Ehre gegeben; das Lob, weldhes man jeiner eigenen 
MRerfon ertheilen wollte, wies er mit Dem kurzen, demlthigen 
Worte ab: „Im Habe Einiges deutlicher gemacht, als e8$ zZU= 
vor war“; mehr gefland er nicht zu. Danke Gott, evangeli- 
fihes Deutihland, für diefes auserwählte Werkzeug, und ge 
denke in hHerzlidher Liebe des Länaft ent{chlafenen Lehrers, wel
	        
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