Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1917 (1917 (1919/20))

Gemeinnützige Anstalten, Armenwesen, Wohltätigkeit 
die Bevölkerung erträglicher wäre, wenn ein gleiches Verfahren, wie dies von hier aus schon 
im April verlangt wurde, von Reichs wegen durchgeführt worden wäre. 
Recht schwierig war im letzten Jahresviertel die Petroleumversorgung, da 
infolge des erheblich gestiegenen Heeresbedarfs, die verfügbaren Mengen gegen das Vorjsahr 
sehr verkürzt wurden. Gerade hier machte sich auch der Nachteil der Verbindung von 
öffentlicher Bewirtschaftung und privatem Handel bemerkbar, da die Kommunalverbände 
wohl für die Verteilung an Verbraucher zu sorgen haben, aber die Belieferung der Klein— 
händler durch den Großhandel nicht beeinflussen können. 
Von sonstigen größeren organisatorischen Arbeiten ist zunächst die Regelung der Schwer— 
industrieversorgung zu erwähnen. Hier war vor allem der Kreis des in Betracht 
kommenden Teils der Arbeiterschaft scharf abzugrenzen und eine gleichmäßige Versorgung 
aller Betriebe ins Werk zu setzen. Gerade die bisherige Ungleichmäßigkeit in der Versorgung 
der einzelnen Betriebe hatte zu schlimmen Mißständen geführt. Deshalb mußte auch immer 
wieder von den Zentralstellen mit allem Nachdruck gefordert werden, daß von ihrer Seite 
fede unmittelbare Belieferung der Rüstungsindustrie unterbleibt und die gesamten Zuweisungen 
ausschließlich durch den Kommunalverband geschehen. Besonders wurde die Einrichtung von 
Küchenbetrieben in den größeren Werken gefördert und streng daran festgehalten, daß alle 
Zuweisungen an die Betriebe nur der betreffenden Arbeiterschaft zum unmittelbaren Genuß 
verabreicht werden. 
Zur Förderung des Kleingartenbaues wurde im Februar die Kleingartenbau— 
abteilung eingerichtet. In mühevollster Kleinarbeit gelang es, rund 10000 Kleingärten im 
Laufe des Jahres in Aufsicht zu nehmen. Es wurde für Samen- und Düngerbeschaffung, 
Bodenverbesserung, Wasserleitungsanschluß und rationellsten Anbau und Wechsel der Früchte 
gesorgt. Mit Hilfe der Stadtgärtnerei wurden 11,, Million Gemüsesetzlinge abgegeben, 
außerdem 119 4. Winterspinatsamen. Stand und Ausnützung der Kleingärten kann infolge 
der rastlosen Tätigkeit der angestellten Gärtnerin und des eh enamtlich tätigen Leiters der 
Abteilung als vorbildlich bezeichnet werden. 
Der im Jahre 1916 eingeführte Kundenzwang beschränkte sich zunächst auf die 
Haushaltungen. Er mußte bei der zunehmenden Knappheit der Warenvorräte und der dadurch 
notwendigen Verbrauchseinschränkung auch ausgedehnt werden auf Anstalten und gewerb— 
biche Betriebe. Die Versorgung der Anstalten bereitete hierbei insofern Schwierigkeiten, 
als die Insassenzahl ständig schwankte, ein Teil derselben auch bereits durch die Lebensmittel— 
karten Zuweisungen erhielt. Die Zuweisungen wechselten daher jeden Monat und bedurften 
ständiger Neufestsetzung. Eine Anstaltsversorgungsabteilun g brachte die erforderliche 
Regelung. Dagegen ließ sich im Berichtsjahre noch keine geordnete Versorgung der Wirt— 
schaftsbetriebe erreichen. Die vorgeschlagene Einführung einer Gaststättenmarke 
wurde durch den Stadtmagistrat abgelehnt; andere feste Unterlagen waren nicht zu gewinnen. 
Es erfolgten daher zwar monatlich Zuweisungen der verschiedenen Lebensmittel an die 
einzelnen Gastwirtekorporationen auf Grund vieler und langer Besprechungen mit diesen; doch 
war die Regelung noch nicht zufriedenstellend, denn es wurden nicht selten die einen Betriebe 
doppelt, die anderen ungenügend versorgt und die letzteren konnten sich dann nur durch 
wilden Einkauf befriedigend eindecken. Zweifellos verkauft auch ein Teil der Wirtschaften 
zugewiesene Lebensmittel über die Höchstpreise und markenfrei an Verbraucher. 
Der Kundenzwang hat sich 1917 voll bewährt. Er wurde für weitere Lebensmittel 
eingeführt und noch weiter ausgebaut. Für gelegentliche Verteilungen wurde ein „Anhang zum 
Lebensmittelbuch“ ausgegeben. Auf diesen wurden rationsweise abgegeben Lebküchnerei— 
erzeugnisse, Dörrobst, Sauerkraut, Gemüsekonserven u. a. Da für Dienstboten und andere 
in die Verpflegungsgemeinschaft des Haushalte aufgenommene Angestellte bei Stellenwechsel
	        
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