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nach Afien ziehen fehen, vielleicht wollte er wieder nach Athen
in Briechenland. Diana weiß hingegen zu berichten, daß er
ichon vor vielen Jahren auch von dort vertrieben worden.
Dor furzem erft fah fie ihn mit ihren Winden im Wald an
einem Brunnen figen, das Antlig mit Zähren überronnen.
Und als fie fich ihm näherte, verbarg er fein Angeficht, feines
Elends fich {chämend, und floh eilends in eine finftere Höhle,
wo er, der alte Nertriebene , fich wohl noch aufhalte. Da
{chwingt fofort auf höheres Geheiß Merkur fein hellflingendes
Sefieder. Er findet den Armen, aber bedeckt mit tötlichen
Wunden, von Krankheiten gepeinigt, gelähmt an Händen und
Süßen, zufammengefchrumpft am ganzen Leibe, Auf die weitere
FHägliche Schilderung des ganz troftlofen Zuftandes des in den
legten Zügen £Liegenden fendet Zupiter mit Merkur noch den
Asfulap, den Gott der Arznei, daß er mit dem Auszug aller
Kräuter und mit Nektar den Alten im Leben erhalte, ihm
feine Wunden verbinde und allen feinen EGliedern, Bein und
Mark die früheren Kräfte verleihe. Dann fol er ihn im
Augenblie beraufführen, und Iupiter wird ihn ausfjenden,
Auf Erd zu reformieren,
Daß friedlich concordieren
Die herrfchenden Regenten
Sambt allen Reiches Ständen,
Daß der Adler mög mwieder
Schwingen fein ganz Gefieder,
Den Drachen zu vertilgen
Zamt der veraiften Lilgen.
Wie fich die Zwei zur Erde hinabfchwingen, ertönt der
Sirenen Befang vor aller Götter Thron, ein wonniglich Ge:
tön mit Jubel und Srohloden. Schon hebt fich dem Dichter
das Herz vor freudiger Erwartung, »Rempublicam« oder den
Gemeinnuß zu fehen, aber in demfelben Augenblick läßt der
Hahn feine helle Stimme erklingen, und das Ende des Ge:
fichtes bleibt dem Dichter verborgen. Des trauert fein Herz
doch lebt er der Hoffnung, Gott werde durch feine Güte
Selb all Swietracht ableinen
Und durch fein Wort vereinen
Im Rat all Städt und Sürftn,
Daß fie nach Sried nur dürften.