Inhaltsverzeichnis: Die Reception des Humanismus in Nürnberg

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Fragen in populärer Form und in modernem Sinne zu be- 
handeln. Man wird in der deutschen Prosa der neuen 
‘Reformation’ die konsequente Ausführung dieser Anregung 
erblicken können, und es stimmt ganz vortrefflich dazu, 
dass die Grundlage dieses modernen Nürnberger Stadtrechts 
thatsächlich wieder in Eichstätt zu suchen ist. Denn die 
römisch-kanonischen Bestimmungen, in denen das Wesent- 
liche dieser ‘Reformation’ beruht, sind dem römisch-kano- 
nischen Recht des Bischofs Johann von HEichstätt ent- 
nommen.!) Es liegt nahe, auch hier an Eybschen Einfluss 
auf die Nürnberger zu denken; Eyb ist aber drei Jahre 
vor der Vollendung der Nürnberger Reformation gestorben, 
und so wird wohl schliesslich als die Haupttriebfeder Jo- 
hannes Pirckheymer anzunehmen sein, der ja in Eichstätt 
lebte und dem es auf solche Art gelang, in der Heimat- 
stadt, die ihn verschmäht hatte, den heimlichen Kaiser zu 
spielen. Dass aber bei der Personalunion, in der Juris- 
prudenz und Humanismus bei den meisten dieser Anreger 
stehen, auch der letztere Fortschritte machte, kann einem 
Zweifel wohl nicht unterliegen. 
Es lässt sich aber auch thatsächlich' nachweisen, wie 
sich inzwischen der Wind schon gedreht hatte. Zunächst 
an einer halbamtlichen Stelle: in der städtischen Kanzlei. 
Wir hatten gesehen, wie nach dem raschen Rückzuge des 
Niklas von Wyle um 1460 die Beamten hier ganz und gar 
vom Geist der mittelalterlichen Litteratur erfüllt waren. 
Anno 1478 aber, in dem Jahre also, da die juristische 
Reformation zu stande kam, hat man dort andere litte- 
rarische Neigungen. ‘Vf Suntag nach Sant Michels tag 
des genannten Jahres eignet ein alter Haudegen, Wilhelm 
vom Hirnkofen, der ‘als ain /chlechter mitreüter' in den 
Diensten der Stadt Nürnberg stand, als die litterarische 
1) S. Vocke a. o. a. O.; vgl. Joachimsohn, Heimburg S. 112, Anm. 8.
	        
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