Volltext: Hans Sachs

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Mdam und Eva beklagen AWbels Tod, der auf des Herrn 
Beheiß von Engeln fortgetragen und begraben wird. Engel 
führen Set herein, der an YAbels Stelle tritt als der, aus 
deffen Samen der verheißene AMeffias abftammen {fol 
Der Ehrnhold aber befchließt, indem er, auf den Sündenfall 
der erften Menfchen, die Srömmigfeit Abels, die HGottlofigkeit 
Kains und die Erlöfung des Menfchengeichlechts Bezug nehmend, 
„vier Ichöner Lehren“ zieht, 
Die Behandlung des Stoffes der ungleichen Kinder Evä 
ij{t bei Hans Sachs nach den vier Gedichtarten verfchieden 
geftaltet, doch zeigen fich Meifterlied, Schwank und Spiel in 
Zweck und Auffaffung näher verwandt, während die Komödie 
nach Ziel und Anlage eine befondere Stellung einnimmt. In 
den drei zunächft genannten Gedichtformen will der Dichter 
den Unterfchied der Stände erflären und rechtfertigen. 
€s liegt in den Ausführungen, wie wir jagen möchten, 
ein Derfuch zur £öfung der fozialen Frage, es it ein Appell 
an die Dernunft und den guten Willen des Menfchen, eine 
Mahnung zur Zufriedenheit. Eva bringt nämlich, als Gott 
die wohlerzogenen Kinder zu den höchften Würden und Ämtern 
erhoben hat, auch ihre böfen und ungefchlachten Buben, die 
fie vorher im Heu und Stroh, ja fogar im Ofenloch verfteckt 
hat, damit er fie auch zu großen Herren mache, Aber je 
nach ihren. S$ähigFeiten werden Schufter, Weber, Schäfer und 
Bauern daraus, und als fich Eva über die ungleiche Austeilung 
der Stände beklagt, erwidert ihr Gott, daß er fich erft feinen 
Mann anfehe, bevor er etwas aus ihm mache. Er muß eben 
Amtleute haben zu allen Dingen, und wenn es nur Könige, 
$Sürften, Bürgermeifter und große Kaufherrn gebe, fo müßten 
fie alle miteinander verfchmoren. Keiner würde bauen, 3im:- 
mern, baden und andere Handwerke treiben wollen. Und 
was würde entftehen, wenn der große Haufe Feine Obrigkeit 
hätte zum Schuß der allgemeinen Wohlfahrt und zur Abwehr 
der Böfen. Da ginge alles „über und über“. Kein Stand 
bliebe mehr bei dem andern. Alle Stände, fagt er zum Schluß, 
find mühfelig, und wenn fie auch Feine Handarbeit treiben, [0 
verbergen fich doch bei ihnen unter äußerer Pracht große 
Iühen, Angft und Sorgen. Die Handarbeit aber ift gefund, 
bringt Kraft und füßen Schlaf,
	        
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