Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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also 1570 das Jahr, in dem die Erzeugung des Leonischen Drahtes in 
Nürnberg eingeführt wurde. Ueber hundert Jahre jedoch vergingen, bis diese 
Fabrikation festen Fuss und erhebliche Ausdehnung gewaun, nämlich 1689 
in Allersberg, wo um diese Zeit der damalige Bürgermeister Johann Hächhel 
eine Werkstätte für leonische Drahtzieherei errichtete, in welcher Sibylla 
Maurer eine Bürgerstochter aus Freistadt (wo bereits Drahtzieherei betrieben 
wurde) die Führung übernahm und das Werk zum Gelingen brachte, so dass 
von dieser Fabrik im Jahre 1707 um 238,640 Mark Drähte nach Nürnberg 
und Augsburg verkauft und um dieselbe Zeit in dieser Werkstatt 100 
Arbeiter beschäftigt wurden. 
Die mit dem Sohn des genannten Häckhel verheiratete Maurer hei- 
ratete, nach dem 1707 erfolgten Tode Häckhels, einen jungen Italiener 
namens Gilardi, von dem die heute noch in Allersberg bestehende Firma 
ihren Namen hat, während die Fabrik von J. G. Heckel’s Erben direkt 
von den oben genannten Häckhel abstammt. 
Nach und nach hat sich diese Draht-Industrie mit ihren Erweiterungen 
(Fabrikation von Gespinnsten, Tressen, Flittern, Bouillons, Stickereien etc. 
nicht nur in Franken sondern auch in Schwaben und Oberbayern bedeutend 
entwickelt, denn nach einer Zusammenstellung aus dem Jahre 1869 betrug 
in Nürnberg und Allersberg der Umsatz etwa 1,600,000 Gulden. Im Jahre 
1875 befanden sich im deutschen Reiche 262 Betriebe für Gold- Silber 
Drahtziehereien und leonische Waren, wovon allein 184 auf Bayern kommen. 
Naturgemäss hat die in Rede stehende Industrie im Laufe der Zeit 
mancherlei Aenderungen erfahren, namentlich durch Einführung von Elementar- 
kraft zum Betriebe der Drahtzüge und Plättwerke, der Jacquard-Maschine 
für die Webereien besonders aber durch das Bekanntwerden der galva. 
nischen Vergoldung und Versilberung, die eine vollständige Umwälzung 
hervorrief, indem es dadurch ermöglicht war zuerst den Kupferdraht zu 
ziehen und nachträglich in sehr einfacher Weise zu versilbern und zu 
vergolden. 
Ueber diese Verbesserungen sowie über die heutige auf der Aus. 
stellung vertretene Fabrikation hatte Herr Kommerzienrat Tröltsch die 
Güte Folgendes mitzuteilen: 
„Die bayerische Landes-Industrie-Gewerbe- und Kunstausstellung hat 
ein sehr vollständiges Bild der Erzeugung der obengenannten Artikel ge. 
liefert und dadurch den Beweis gegeben, dass diese Fabrikation den An- 
forderungen der Zeit genügend entspricht. Sie umfasst nicht nur die Her- 
stellung der Drähte aus Kupfer, das zementiert, versilbert und vergoldet 
wird, sondern auch jener von reinem Silber und solcher, welche in beliebiger 
Legierung mit Kupfer und Nickel sich zum Ziehen in die feinsten Num- 
mern eignen. 
Seit zwei Jahren ist es sogar gelungen, das sonst für unschmiedbar 
gehaltene Nickelmetall zur Unterlage von Gold- und Silber-Drähten zu ver-
	        
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