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Bedarf an Ort und Stelle gedeckt wird, weshalb auch keine Einfuhr son-
dern vielmehr, namentlich an den Landesgrenzen, ein erheblicher Absatz an
die Grenzländer namentlich Oesterreich und der Schweiz vorhanden ist, wo
die bayerischen Bürsten sich wegen ihrer Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit
ein hohes Ansehen erworben haben und sehr beliebt sind. Nur in Ram-.
berg ist die Fabrikation dieser Bürsten und Pinsel konzentriert, da der
ganze 1200 Einwohner fassende Flecken fast ausschliesslich von Bürstenbindern
bewohnt wird. Hunderte von Einwohnern dieses Ortes reisen jahraus
jahrein in Deutschland, Frankreich, Belgien, der Schweiz u. a. Ländern
herum, um die Produkte dieser noch in hoher Blüte stehenden Hausindustrie
durch Hausieren zu vertreiben.
Die besseren und feineren Sorten von Bürsten und Pinseln (namentlich
Malerpinseln) werden dahingegen hauptsächlich in den 3 genannten Städten
fabrikmässig angefertigt. Sie bilden einen sehr bedeutenden Exportartikel,
indem sich namentlich in der letzteren Zeit sowohl in der Fabrikation
durch Anwendung von Spezialmaschinen für die Anfertigung und Bohrung
der Bürstenhölzer (wofür jetzt sogar besondere Fabriken bestehen) als in
dem Geschmack ein so erfreulicher Umschwung vollzogen hat, dass der
grösste Teil der im Handel vorkommenden dchten Pariser und englischen
Bürsten, (Kleider-, Haar-, Zahn-, Nagel- u. s. w. Bürsten) münchener
Fabrikat ist. Der Fortschritt dieser in Bayern hoch entwickelten Industrie-
zweige äussert sich auch noch äusserlich durch die Anwendung vielerlei
Materials, insbesondere als Ersatz der Borsten. Wir nennen nur Piassava,
Kokosfaser, Fibre oder Tambico, Mooswurzeln, gespaltenes Horn und
Fischbein, Stahldraht, Reiswurzeln und Reisstroh. — Die Ausstellung bot
zwar kein quantitativ genügendes (denn viele hervorragende Fabrikanten
hatten nicht ausgestellt) Bild dar, aber ausreichend Gelegenheit, sich von
der hohen Bedeutung und Entwickelungsstufe dieser Industrie zu überzeugen
Bürstentabrikations- Maschinen scheinen in Bavern nicht im Gebrauch zu sein
9. Fabrikation von Gold- und Silberdraht und leonischer Ware. Die
Grundlage dieser ebenso interessanten als für Bayern besonders wichtigen
Industrie bildet feiner Draht, welcher aus verschiedenen Metallen und
Metallmischungen (Legierungen) hergestellt wird. Die grösste Rolle spielt
aber in dieser Fabrikation der sog. Leonische Draht, der seinen Namen
vom dem früheren Königreich Leon in Spanien erhalten hat, in dem nach-
weislich dieser Draht zuerst fabriziert wurde.
Man unterscheidet nämlich ächten Gold- und Silberdraht, Leonischen
Gold- und Silberdraht, und unächten Gold- und Silberdraht. — Der ächte
Gold- und Silberdraht wird mitunter aus reinem Gold und Silber hergestellt.
gewöhnlich aber aus solchen Mischungen mit Kupfer wie sie für hoch-
haltige Gold- und Silbergeräte gebräuchlich sind, Hauptsächlich wohl nur
um an diesen teuren Edelmetallen zu sparen, dann auch um die Erzeugung