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herrschenden Tendenz zum Alten zurückzukehren, eine Bestätigung dieser
einfachen Grundsätze und ohne Frage in dieser Erscheinung eine Mahnung
für die Leinewandweber, wenn denselben daran gelegen ist, dies prächtige
Gewebe in sein altes Recht wieder ‚einzusetzen.
Wenn wir es aussprechen, dass nach den ausgestellten Gegenständen
dieser Art in Bayern noch viel gefehlt wird, so möge man darin einen
gut gemeinten Wink sehen, um die Leinen-Industrie vor dem gängzlichen
Untergang zu schützen, dem sie entschieden als Hausindustrie entgegen geht,
wenn die Weber der Lausitz, Schlesiens, Thüringens, Württembergs, West-
falens u. s. w. fortfahren, im besser verstandenen Interesse durch schöne,
stylgerecht aufgefasste Ornamentation der Leinewand und grosser Gleich-
mässigkeit der Waare den Markt immer mehr und mehr an sich zu ziehen.
Uns bedünkt, dass gerade in Bayern diese Um- und Einkehr bei gutem
Willen sich leicht vollziehen liesse, da bei dem hochertwickelten Kunstsinn
lieses Landes und der vielfach gebotenen Gelegenheit in den Schulen es
nicht schwer ist, schöne und passende Zeichnungen zu beschaffen. .Man
möge nur das Beginnen nicht zu weit. hinausschieben !
Bezüglich der der Flachs-Industrie so nahe verwandten Hanf-Industrie
ist zu bemerken, dass diese in Bayern ebenfalls nicht sehr bedeutend
ist und sich grösstenteils auf die Verarbeitung des italienischen Hanfes in
Seilereien beschränkt. Letztere aber steht im Verein mit der Bindfaden
Fabrikation qualitativ auf einer hohen Stufe. (Wir verweisen hier u. A.
auf die Festigkeitsversuche, welche im mechanisch-technischen Laboratorium
der kgl. techn. Hochschule zu München mit den Treibriemen der Fabrik von
Huber’s Söhne in Rosenheim angestellt und in dem bayerischen Industrie- und
Gewerbe-Blatt 1881. 8. 250 veröffentlicht sind). Die letztere Firma hat sich
ausserdem verdient gemacht durch die Konstruktion einer Maschine für
Handseilerei, welche alle Beachtung beansprucht und hier daher (mit Hilfe
der Fig. 1 und 2 Vorder- und Seitenansicht) beschrieben werden mag. —
Man erkennt zunächst den Kopf A mit den Hakenspindeln a, welche
mit den Haken d sowie den Schnurwirteln ce versehen in den Schildern ddı
gelagert sind. Diese Spindeln erhalten ihre Umdrehung durch die Schnur f,
welche über die Wirtel c und das grosse Schnurrad B läuft und von diesem
angetrieben wird. Zu diesem Zwecke liegt in dem eigeutlichen Maschinen-
Gestell G- die horizontale Welle C und an dieser das grössere Kegelrad D,
welches in das kleinere an der Welle des Schnurrades B sitzende Kegel-
rad E eingreift und somit die Hakenspindeln in Umdrehung” versetzt, wenn
die Welle C gedreht wird. Die Drehung der Welle C kann nun erfolgen
durch den Kurbel X, von einem Motor durch die Schnurrollen R, oder
Aurch die Schnur S. Die Anwendung der letzteren bildet die Regel und
ändet in der Weise statt, dass der Seiler das Schnurende X mittelst eines
Hakens in einen Gürtel hängt und beim Rückwärtsgehen zieht. Dadurch
gerät die auf der Welle C lose sitzende Trommel T in Drehung und nimmt