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Billigkeit und relativen Güte der aus der Baumwolle erzeugten Industrie- 
Produkte, insbesondere der Gewebe und der Garne. — In der That giebt 
es kein Fasermaterial, welches so wenig umständlich, leicht und sicher 
verarbeitet werden kann als die Baumwolle, weil die Natur dasselbe nicht 
nur vollständig fertig d. h. so liefert, dass weder die umständliche Gewinnung 
durch Rotten, Brechen, Schwingen, Hecheln, wie beim Flachs, Hanf, Jute etc. 
noch das kostspielige Waschen, wie bei der Wolle, notwen dig wird, sondern auch, 
weil die Fasser selbst in ihrer äusseren Beschaffenheit Eigenschaften besitzt, 
welche die Garnbildung ausserordentlich unterstützt. Dem ist es auch 
zuzuschreiben, dass die zum Spinnen grosser Mengen unumgänglich not- 
wendigen Maschinen zuerst und zunächst für die Baumwollspinnerei erfunden 
wurden. 
Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts spann man auch das 
Baumwoll-Garn ausschliesslich mit Handspinnrädern. Die Grundlage zur 
Maschinenspinnerei wurde in den Jahren 1730 bis 1738 durch die Erfindung 
des Streckwerkes gelegt, jenes Mechanismus, durch den das Material aus- 
gezogen und so angeordnet wird, dass es nur noch der Drehung bedarf, 
ım in Garn verwandelt zu werden. Infolge dieser Erfindung entstand 1742 
in Birmingham eine kleine von Eseln in Bewegung gesetzte Spinnerei mit 
Spinnmaschinen, welche 50 Spindeln besassen. Wenn zwar diese Spinnerei 
sehr schnell, nämlich 1743, wieder einging, so hat sie doch ohne Frage das 
Bedürfniss nach Maschinen zum Verspinnen von Baumwolle erweckt, denn 
unmittelbar nach dieser Zeit (während welcher übrigens schon eine zweite 
bis 1764 in Thätigkeit gebliebene Spinnerei mit 250 Spindeln entstanden 
war) griff Arkwright in England das Problem wieder auf, indem er aber 
zugleich dasselbe erweiterte und auf die sog. Vorbereitungsmaschinen aus- 
dehnte. Im Jahre 1769 wurde dann diejenige Spinnmaschine bekannt, 
welche von Arkwright nach vielen missglückten Versuchen mit emsiger 
beharrlicher Thätigkeit endlich zu Stande gebracht war und ihn als den 
eigentlichen Erfinder der Spinnmaschine hinstellen lässt. Diese Maschine 
besass Streckwalzen zum Ausziehen und. Flügelspindeln zum Drehen der Garne. 
Die erste mit diesen Maschinen ausgestattete Spinnerei wurde in Nottingham 
errichtet und mit Pferden betrieben; 1775 mit einer Reihe von Vorbereitungs- 
Maschinen kompletiert. Bald nachher wurde eine grössere Spinnerei in 
Cromford angelegt und zum Betriebe derselben Wasserkraft angewendet. 
Weil die Spinnmaschine hier zum ersten Male mit Wasserkraft in Be- 
trieb kam, so erhielt sie den Namen Watermaschine. 
Diese Maschine gestattete jedoch deshalb nur eine beschränkte Ver- 
wendung, weil sie sich nicht zum Spinnen feiner und weicher (d. h. schwach 
yedrehter) Garne eignet. — Um auch weiche Garne spinnen zu können 
war der Engländer Hargreaves auf den glücklichen Gedanken gekommen 
zum Drehen des Garnes wieder die uralte Spindel ohne Flügel, die „„Hand- 
syindel“ zu verwenden. welche aus einem dünnen. mit stumpfer Svitze aus-
	        
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