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Gehen wir an der Hand des Katalogs nun weiter, so kommen wir
zunächst zur Branntweinbrennerei und Liqueurfabrikation, denen sich die
Hefefabrikation anschliesst. Es existieren 1129 Klein- und 21 Grossbetriebe
mit 2590 Personen, hauptsächlich in der Pfalz (352 und 1) und in Ober
bayern (350 und 8).
Branntweinbrennereien existierten 1879 11,703, von denen jedoch nur
417 fabrikmässig betrieben wurden. Sie erzeugten 146,728 Al Spiritus. Im
Reichssteuergebiet (d. h. Deutschland exkl. Bayern, Württemberg und Baden)
wurden 1878/79 produziert 4,169,200 4] Spiritus (von 50%); in Preussen
hievon allein 3,628,900%/. Es waren im Reichssteuergebiet vorhanden 40,494
Brennereien, davon aktiv 31,645.
Wir hatten in Bayern bis Ende 1879 als Steuer nur den Malzauf-
schlag von 4 Mark pro hl des zu Branntwein verarbeiteten Malzes; seit
1. Januar 1880 haben wir Maischraumsteuer; das Erträgnis derselben ist
für ein Jahr der Finanzperiode 1880/82 mit 1,500,000 Mk. eingesetzt. Diese
Besteuerungsart gewährt dem fabrikmässigen Betriebe bedeutende Vorteile
vor den landwirtschaftlichen Kleinbrennereien; für letztere sind jetzt eine
Reihe anerkennenswerter Erleichterungen gewährt worden, die man besonders
in Würdigung der Bedeutung der Schlempe als Mastfutter freudigst be-
grüssen wird.
Im Reichssteuergebiete belief sich 1878/79 der Bruttoertrag der Brannt
weinsteuer auf 54,616,727 Mark, der Nettoertrag auf 47,409,990, Mark
Württemberg erzielte im Ganzen an Malzsteuer, Uebergangsabgaben, Ein
gangszoll und Abgabe für den Branntweinkleinverkauf 440,905 Mk., Baden
419,250 Mk., worunter 94,436 Mk. Blasenzins.
Als Materialien kommen hauptsächlich in Betracht Kartoffeln und Korn;
dann wäre zu erwähnen die Fabrikation von Zwetschgen- und Kirschwasser
und Wachholderbranntwein. Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass
in Württemberg auch noch Brombeeren, Himbeeren und Heidelbeeren in
dieser Richtung verarbeitet werden, was in einzelnen Gegenden bei uns
vielleicht Nachahmung verdienen dürfte. — Von Verbesserungen in der
Fabrikation sei hier nur an die Anwendung verbesserter Destillations- und
Rektifikationsapparate, besonders der sogen. Kolonnenapparate erinnert, die
direkt die Gewinnung hochgradiger Sprite gestatten. KEine ausstellende
Firma entfüselt, wie angegeben wurde, mittelst elektrischen Stromes, über
welche Methode bekanntlich die Meinungen noch sehr geteilt sind. Von
einer andern Firma waren Filtrierkohlen (Holzkohlen) zur Entfuselung von
Spiritus, sowie Methylalkohol zur Denaturierung desselben ausgestellt.
Die Fabrikation von Liqueuren, Punschessenzen etc. war reichlich und
teilweise sehr gut vertreten. Bei manchen der ausgestellten Sorten war
aber die Verwendung fuselhaltigen Alkohols einerseits und‘ Mangel
an Verständnis bezüglich der richtigen Mischungsverhältnisse andrerseits
zu beklagen. In letzterer Beziehung ist besonders richtiges Masshalten im