Volltext: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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achtung finden mussten. Ein reich ausgeführter Salon mit kunstvoll gear- 
beiteten Elfenbeineinlagen liess eine hohe technische Vollendung auf diesem 
Gebiete erkennen. Besonders schön in Komposition wie in Durchführung 
war ein Badekabinet, in welchem neben schönen Holzarbeiten, farbigem 
Fliesboden und teilweiser Wandbekleidung mit Fliesen durch zarte deko- 
vrative Malerei eine reizende Wirkung erzielt war. Als besonders hervor- 
cagend durch eine vollendete Komposition, Auswahl der Holzarten und 
technische Durchführung galt wohl das Kabinet im Stil der Renaissance 
von Pössenbacher in München, während Eysser in Bayreuth bei einem Teil 
seiner Holzarbeiten sich an alle guten Muster anschloss, bei der Kompo- 
sition der Ergänzungsmöbel jedoch etwas in zu reiche und moderne Formen 
sich ergangen hat. Gleichwohl war die Gesamtwirkung eine vortreffliche 
und als bedeutsamer Fortschritt in der Möbelfabrikation Bayerns zu be- 
zeichnen. Als total verunglückt muss noch die Ausstellung von verschie- 
Jenen Kulmbacher Gewerbtreibenden, die eine Zimmereinrichtung im Stile 
des markgräflichen Schlosses Plassenburg vorführten, benannt werden. Denn 
wo soviel Arbeit ohne Erfolg aufgewendet wird, da muss neben dem Be- 
lauern auch noch ein ernstes Wort des Tadels Ausdruck finden. Der Ge- 
zsamteindruck war ein total ungünstiger und eine Beurteilung gar nicht 
möglich. Die Uebertragung der Steinarchitektur auf Holz-Möbel, sowie 
leren Anwendung war eine so verfehlte, dass mit allem Nachdrucke einer 
solch’ ungesunden Auffassung von stilistischen Bestrebungen HKinhalt geboten 
werden muss. 
Was die weitere dekorative Ausschmückung der einzelnen Räume be- 
trifft, wie sie teils durch Dekorationsmalerei, teils durch Werke der Klein: 
kunst und der Vergolderartikel, als Rahmen, Staffeleien für Bilder etc. her- 
vorgerufen wurde, so kann über erstgenannte Arbeiten keine besondere 
Anerkennung ausgesprochen werden. Mit wenigen Ausnahmen waren die- 
selben zur Umgebung und den Einrichtungsgegenständen nicht besonders 
passend gestimmt und in vielen Fällen von geringer künstlerischer Wirkung. 
Die in zweiter Linie angeführten Artikel, meistens bedeutenden Fabriken 
entnommen, brauchen hier nicht besonders besprochen zu werden, sie trugen 
jedoch manchmal prächtig dazu bei, das Ganze geschmackvoll abzurunden. 
Zwei Räume von denen der eine zum Teil, der andere vollständig altes 
Täfel- und Decken-Werk zeigte, können ebenfalls hier übergangen werden. 
In Bezug auf dekorative Malerei wäre noch die vorzüglich gehaltene 
Decken-Bemalung eines Erker-Anbaues von Ant. Wagner in München zu 
arwähnen, die mit den schon angeführten Maler-Arbeiten in dem Bade- 
kabinet von J. G. Schmidt in Nürnberg im Vergleich zu den übrigen 
Dekorationsmalereien auf das Vorteilhafteste sich abhoben. 
Einer ungleich strengeren künstlerischen Kritik musste die Ausstattung 
derjenigen Räume unterzogen werden, die gleichsam dem Gefüge der Aus- 
stellungsbauten einverleibt. mit diesen in Gesamtwirkung zu treten bestimmt
	        
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