Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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übergeben, um es nach erfolgtem Glühen sofort in die Formen zum Dünn: 
schlagen (fertig schlagen) nehmen zu können. 
Einen weiteren Vorteil für die Metallschlägerei gewährt der Schawin 
(d. h. der über das Buch hinausragende, abgekratzte Teil des geschlagenen 
Metalls) welcher ausschliesslich jedes anderen Metalls Anfangs der 60er 
Jahre zur Fabrikation der Bronze verwendet wurde. 
Zur selben Zeit wurde in einigen Werkstätten in Lothen, welche nur 
aus alten, werflosen Papierblättern, sog. Pergamentpapier, bestanden, Metall 
und Abfälle von Metall so lange geschlagen, bis dieselben alle Verbindung 
verloren hatten und durch ein feines Sieb gearbeitet werden konnte. Auf 
diese Weise wurde Brokat gewonnen. Jedoch auch hierin wurde bald durch 
Stampfen mittelst Dampf- und Wasserkraft die Handarbeit verdrängt und 
sind bis heute in Fürth und nächster Umgebung schon an 2000 Stampfen 
in Betrieb, welche wöchentlich 400 Ztr. Brokat und Bronze erzeugen. Hier- 
durch hat die Metallschlägerei ihren grössten Vorteil eingebüsst, indem 
Schawin nicht mehr zur Verarbeitung von Bronzen verwendet, sondern 
nur mehr zur Tapetenfabrikation verbraucht wird. wodurch dessen Preis 
ungemein heruntergehen musste, 
Einen grossartigen Artikel für die gesamte Industrie bildet die Bronze, 
die in allen Farben in vorzüglicher Pracht und Feinheit hergestellt wird 
und sich namentlich durch die grosse Produktion zu einem der hedentend: 
sten Handelsartikel gemacht hat. 
So grossartig diese Fabrikationsweise auch sein mag, so steht doch 
zu befürchten, dass durch die Einführung derselben in allen Ländern, selbst 
in Amerika, und der Anwendung von Maschinen, diese Artikel, (Bronze und 
überhaupt Metallgold) die früher nur in Fürth und Umgebung hergestellt 
wurden, eine bedeutende Verminderung des Kxportes erfahren werden. — 
Die Fabrikation von Lahngold berührt nur Fabriken mit Dampf oder Wasser- 
kraft. Ein bedeutender "Teil der Produktion wird im Lande verbraucht, 
ler weitaus grösste Teil hat aber sein Absatzgebiet in Indien. 
Die Folgerungen aus diesen Erörterungen für die Zukunft sind sehr 
einfach. Wer sich nicht selbst zu helfen weiss, den kann auf diesem Ge- 
biete keine Kommunal- und keine Staatsbehörde weiter bringen. Die In- 
teressenten müssen freiwillig zusammentreten, um ihre geschäftlichen Inte- 
ressen zu wahren und mit vereinten Kräften das anstreben, was dem KEin- 
zelnen allein zu erreichen nicht möglich ist. Nur das Eine wäre hier wohl 
noch zu betonen, dass die Reichsregierung sich grosse Verdienste um diesen 
Industriezweig erwerben würde, wenn sie in überseeischen Ländern mög- 
lichst viele Konsulate errichten und auf diese Posten Techniker stellen würde, 
welche mit Sachkenntnis und Energie die Interessen dieses Standes ver- 
treten würden! — 
Ein besonderes Interesse in dieser Gruppe erregte die Möbelfabrikation. 
einschliesslich der Arbeiten der Bautischlerei und der Herstellung von Par-
	        
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