Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Holzornamentenfabrikation und die Holzprägearbeiten liegen: noch sehr im 
Argen, es fehlt diesen Artikeln der richtige Geschmack und die stilgerechte 
Form. Gleichwohl scheint es, dass sich diese Technik des Prägens für 
Massenartikel unter richtiger Führung wohl ausbilden liesse. — Ein wich- 
tiger Zweig der Holzindustrie wurde nun von verschiedenen Firmen in 
Darstellung von architektonischen Profilen, Modellen für Schulzwecke und 
Aehnlichem und Profile für Kehlleisten zu Möbelwerken vorgeführt. Be- 
sonders die letztgenannte Profilstäbefabrikation ist für den weniger gebil- 
deten und weniger bemittelten Kleinmeister von wesentlichem Vorteile, in- 
dem sie für den Bau und die Gliederung der Möbel gleichsam als Profil- 
jehre sich erweist und ihn anderseits in den Stand setzt, den heutigen er- 
höhten Anforderungen, wenn auch in bescheidenster Weise gerecht zu wer- 
den, ohne sich gezwungen zu sehen, oft unerschwinglichen Vorrat an 
Holz oder Werkzeugen, geschweige denn Hilfsmaschinen sich zu beschaffen. 
Ebenso vortrefflich waren auch für die Rahmenfabrikation Musterabschnitte 
von Kehlleisten in Holz und in Grund gezogen, meistens in mattschwarzer 
Behandlung zur Ausstellung gebracht, wobei saubere exakte Arbeit, vor- 
;reffliche Profilierung und billige Bezugspreise in die Augen fielen. Die 
yekehlten, gehobelten und glatten Holzwaren für Bautischlerarbeiten waren 
hiergegen weniger bemerkenswert. 
Die Spielwarenindustrie spielt wieder in Mittelfranken, besonders in 
Fürth und Umgebung eine wichtige Rolle, wo sie sich anfangs des 18. Jahr- 
hunderts in Folge der in Fürth damals herrschenden Gewerbefreiheit rasch 
ausbreitete. Die Hauptkonkurrenz hierin kommt von Thüringen (Sonne- 
berg), Sachsen und Württemberg. In Berchtesgaden, von woher im 4. 
Dezennium des vergangenen Jahrhunderts durch vertriebene Protestanten 
diese Industrie nach Nürnberg und in die holzreiche Gegend von Altdorf 
gebracht wurde, kommt der Betrieb dieses Holzhandwerkes bereits im 12. 
Jahrhundert vor, wozu die ausgedehnten Waldungen das beste Material 
lieferten. Schon 1577 wurden Berchtesgadener Waren in allen Teilen der 
handelnden Welt umgesetzt und bestanden Niederlagen davon in Nürnberg, 
Venedig, Genua, Cadix und Antwerpen. Allein der zunehmende Mangel 
an brauchbarem Holze und das durch das Zunftwesen begünstigte Stehen- 
bleiben beim Alten liessen nach und nach diesen Industriezweig in Ab- 
nahme geraten. 1860 werden unter den verschiedenen Arbeitern erwähnt: 
Schachtelmacher, Schnitzer, Dreher, Schäffel- und Muldenmacher, Rechen- 
Holzschulmmacher. Nahezu 400 Familien mit ca. 2000 Personen, !/a der 
Bevölkerung des ganzen Bezirkes, lebten davon. Das benötigte Handwerks- 
holz, das der ärmeren Klasse aus den k. Salinenwaldungen gegen unbe- 
deutende Kosten abgegeben wird, beträgt durchschnittlich mehr als 700 
Stämme. Seit 1855 besteht in Berchtesgaden zur Verbesserung und Ver- 
vollkommnung der dortigen Holzindustrie eine Fachschule, welche in nutz- 
bringendster Weise ihre Thätigkeit entfaltet und deren Ergebnisse schon
	        
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