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der Ausstellung mit sich genommen haben, dass bei uns in Bayern schon
Jängst diese veralteten Arbeiten keinen Anklang mehr finden und es wird
nicht lange anstehen, dass sich auch im Exporthandel aus diesen Gründen
ein Rückschlag bemerkbar machen wird. Am empfindlichsten werden aber
Aadurch nicht die Grossisten — die Kommissionäre — betroffen, deren
Hauptaugenmerk eben auf billigen Bezug des Artikels von den Fabrikanten
gerichtet ist, unbeschadet des Umstandes, ob unter diesem Gesichtspunkt
der Gegenstand selbst nicht an Form und Bearbeitung zu leiden hat, son-
dern die Produzenten müssen es empfinden, die schliesslich in den Preisen
von Ersteren so gedrückt werden, dass sie dabei zu Grunde gehen müssen,
Es wäre daher wohl zu wünschen, dass von massgebender Seite auf diese Zu:
stände möglichst Rücksicht genommen würde und wäre es dabei meines Er-
achtens nach nicht eine der letzten Aufgaben, speziell in Fürth eine tüch-
tige Fachschule für Holzschnitzerei unter künstlerischer Leitung in’s Leben
zu rufen, in welcher im Zeichnen, Modellieren und Schnitzen unter beson-
derer Berücksichtigung der Herstellung von Galanteriearbeiten und der
für den Export bestimmten Massenartikel zu unterrichten wäre, von welcher
Schule aber auch zugleich die Spielwarenindustrie, die Spiegelrahmenfabri-
kation und das Vergoldergeschäft seinen Nutzen ziehen könnte.
Als Einzeln-Aussteller dieser Branche figurierten ungefähr : Holz:
schnitzer und Galanteriearbeiter 26, Drechsler 8, Dilettantenarbeiter 4
Spezialität in Holzornamenten und Holzprägeprodukten 2, Profile und Kehl:
leisten für Möbel, Rahmen etc. 7, Schnitzereien für Altäre und religiöse
Figuren 3. Im Allgemeinen zeigten sich hier ebenfalls die oben angedeu:
teten Misstände; einzelne Aussteller jedoch liessen das lobenswerte Streben
erkennen, über die Herstellung des gewöhnlichen, veralteten Markt- und
Handelsproduktes hinauszugehen und hatten in richtiger Erkenntnis der
Zeitverhältnisse mitunter recht schöne und stilvolle Arbeiten in Holzschni-
tzerei, zierlicher Tischlerarbeit, manchmal unter Anwendung von prächtigen
Einlagen in Holz, Elfenbein und Perlmutter vorgeführt. Diese Arbeiten
mussten denn mit der übrigen, exportmässig behandelten Ware yersöhnen
aber auch die Ueberzeugung noch mehr bestärken, dass eine Rückkehr zu
schönen Formen als unerlässlich für diesen Industriezweig sich erweise.
Als Bildhauerarbeiten teils figürlicher, teils ornamentaler Art (ca. 7 Aus:
steller) ragten nur einige Kartouche- und Reliefschnitzereien hervor, während
die Altarschnitzereien, Heiligen-Figuren und Aehnliches die Mittelmässigkeit
nicht überstiegen. In der Drechslerkunst waren hingegen recht treffliche
Arbeiten in Proben von eckigen und gewundenen gedrehten Säulen geboten
während die gewöhnlich vorkommenden Arbeiten, wie Etagere, Garderobe-
ständer etc. keine Fortschritte erkennen liessen, so dass auch da ein beleben-
der Eintluss künstlerischen Eingreifens recht sehr zu wünschen wäre. Was
endlich die Dilettantenarbeiten betrifft, als hauptsächlich Laubsägearbeiten,
Mosaiken ete. so dürfen diese als unbedeutend übergangen werden. Die