Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Auch A ondensierte Milch, diese durch Liebig aus Amerika herüber- 
verpflanzte Milchpräserve, wird in Bayern fabriziert: die im Kataloge an- 
geführte Allgäuer Firma war aber auf der Ausstellung nicht erschienen. 
Die Fabrikation künstlicher Mineralwässer, in Bayern in 35 Klein- und 
2 Grossbetrieben ausgeübt, war nur durch 2 Firmen auf der Ausstellung 
vertreten. 
Von höchster Bedeutung für Bayern ist sein Weinbau, hauptsächlich 
in der Pfalz und in Unterfranken konzentriert. Nach den Angaben des 
Katalogs ist die Pfalz dasjenige deutsche Land, in welchem die Weinkultur 
in grösster Ausdehnung betrieben wird. Es nehmen dort die Weinberge 
a6 der Bodenfläche ein, in Unterfranken !/se. Es waren im Jahre 1878 
in Bayern 23,521hAa mit Wein bepflanzt: in der Pfalz 12,891, in Unter- 
franken 9,737. In Deutschland waren bebaut mit Wein 133,845ha (Elsass- 
Lothringen 32,409, Württemberg 23,366. Baden 21,715, Preussen 20,018, 
Hessen 10,983). 
„Der Weinbau in Deutschland datiert seit der Eroberung des Rhein- 
thales durch die Römer. Jahrhunderte lang hat man sich. aber damit be- 
gnügt, die Erzeugnisse des Bodens zu nehmen, wie sie waren. Erst in 
diesem Jahrhundert hat man den Weinbau wissenschaftlich weitergebildet. 
Der Hauptfortschritt ging vom Rhein aus, und diese Fortschritte wirkten 
anregend und ermunternd auf die beiden weinbautreibenden Kreise Bayerns. 
So wurden in der Pfalz kostspielige Rodungen vorgenommen und 
ganze Bodenschichten herbeigeschafft, die sich der Erzielung genussreicher, 
reingähriger Weine förderlich zeigten. Der Satz wurde verbessert und 
Riesslinge wie im Rheingau so auch hier an den steilen Bergen und den 
sanften Abdachungen des Haardtgebirges angelegt; man führte Spätlesen 
ein und nahm die Auslese der besten, edelfaulen Trauben mit grösster 
Sorgfalt vor. Das Resultat war, dass Weine erzielt wurden, welche als 
Rivalen der berühmten Rheingauweine auftraten und nicht selten den Vor- 
zug vor diesen erhielten. 
Auch in Franken besteckte man in den 30er Jahren dieses Jahr- 
hunderts die Weinberge mit edleren Gewächsen. Grosse und kostspielige 
Rodungen wurden vorgenommen, zu Anpflanzungen Riesslingreben und 
Setzlinge aus dem Rheingau bezogen, und in minder guten Lagen rothe 
Traubensorten, Klävener angelegt, welche man von Assmannshausen kommen 
liess. Auch hier blieb der Erfolg hinter diesen Bestrebungen nicht zurück,“ 
In Unterfranken sind an erster Stelle zu erwähnen die kgl. bayer. 
Hofkellerei, sowie: die Kellereien des kgl. Juliusspitals und des Bürger- 
spitals zum heiligen Geist, sämmtlich zu Würzburg.) 
*) Grosse Verdienste um die Hebung des Weinbaus in Unterfranken hat unstreitig der 
unterfränkische Weinbauverein, dem es wohl grossenteils zu danken sein dürfte, dass die 
Frankenweine allmählich den ihnen gebührenden Ruf erlanyen.
	        
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