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Mauer fortgesetzt, welche von der Aussenseite den An-
schein eines Gebäudes gibt; gegen Osten wird der Hof
durch ein Nebengebäude geschlossen. In der Mitte erhebt
sich eine uralte, bereits dem Absterben nahe Linde. Sie
soll von der heiligen Kunigunde, Tochter Siegfrieds
von Luxemburg, vermählt 1003 an Kaiser Heinrich IL.
und gestorben im Kloster 1040, gepflanzt sein; Beweise
hiefür sind. nicht vorhanden. Auf einer Treppe, die unter
einer Bedachung zum Theil ausserhalb des Gebäudes
hinaufführt, betreten wir die inneren Räume des Schlosses.
Die vollständige innere Einrichtung, mit welcher der Rath
diese Räume für die Beherbergung der Kaiser versehen
hatte, wurde verkauft, als Nürnberg an die Krone Bayern
übergegangen war. Im Laufe der Zeit sind diese Räume
öfter ausgebessert, 1833 zur Aufnahme des Königs Ludwig
neu hergerichtet, 1854 aber auf Befehl des Königs Maxi-
milian II, einer gründlichen Restauration im gothischen
Style unterworfen worden, so dass sie fortan für einen tem-
porären Aufenthalt der königlichen Familie eine bequeme
Wohnung abgeben werden. Es mag genügen, hier die
Reihe der Zimmer nach ihrer alten Benennung aufzuführen.
Sie hiessen: „Grosser Saal‘, „Kaiserliches Betzimmerchen‘“,
„Ritterstube‘, „Kurfürstensaal‘‘, „Kaiserstube‘“ , „Kaiser-
liches Schlafzimmer‘, „Zimmer der Kaiserin“, „Schlaf-
zimmer der Kaiserin‘, „Kanzlei.‘*‘ Notizen über ihre
frühere Einrichtung gibt v. Murr in seiner Beschreibung
der Merkwürdigkeiten von Nürnberg Seite 340. Sie waren
immer nur bescheidene Räume ohne gothischen Schmuck
und besondere Merkwürdigkeiten, gewähren dagegen eine
schöne und weite Aussicht über Stadt und Umgegend.
Auf der Ostseite ist das Schloss an die Magarethen-
kirche und Kaiserkapelle angebaut; so dass man vom
Jnnern des Schlosses aus in diese Kapellen eintreten
kann. Beide sind ohne Zweifel älter, als der gegen-
wärtige Schlossbau. Der viereckige, an der Aussenseite
mit allerlei Figuren gezierte Thurm der Margarethenkirche
ist wenigstens aus dem elften Jahrhundert. Viele der
Figuren wurden bei der Renovirung im Jahr 1520 abge-
brochen, der Thurm selbst wurde 1566 niedriger gemacht.
Auch der Bau der Margarethenkirche wird in’s elfte
Jahrhundert gesetzt; 1520, 1566 und 1608 wurde die Kirche
renovirt. Ueber dem Gewölbe der Kirche befindet sich