Full text: Nürnberg

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währt dieser Anblick einen eigenthümlichen Reiz. Da 
wir hier zum ersten Mal bei der Pegnitz angekommen 
sind, die durch Schillers Distichon eine so wenig em- 
pfehlende Bekanntheit erlangt hat, möchte es wohl am 
geeignetsten sein, sogleich Etwas über den Ursprung 
und Lauf derselben zu sagen. Der kleine Fluss mit seinem 
gelben Wasser, von dem die Nürnberger so oft bedauert 
haben, dass er nicht schiffbar sei, entspringt in der Nähe 
von Creussen im bayreuther Oberland. Er ist anfangs 
ein Forellenbach, grün und klar, durchströmt von Vel- 
den bis Hersbruck ein romantisches Thal, wird aber 
sechs Stunden oberhalb Nürnberg von Hersbruck an 
durch den Lehmboden, den er durchschneidet,  getrübt, 
und hat bei Nürnberg fast beständig gelbes Wasser. Der 
aufgelöste Lehmboden, den er mit sich führt, kommt 
freilich der nürnberger sandigen Umgebung auch in ge- 
wisser Weise zu Statten; denn da der Fluss jährlich 
öfters aus seinen Ufern tritt und die angrenzenden Wiesen 
überschwemmt, so lässt er ihnen immer eine dünne Lehm- 
ablagerung zurück und verbessert auf diese Art den mag- 
eren Sandboden. Die Ueberschwenmungen selbst haben 
den nürnberger Einwohnern seit uralten Zeiten viel zu 
schaffen gemacht, und man muss sich wundern, dass sich 
bei diesem grossen Uebelstand die Stadt überhaupt so nahe 
an die Flussufer drängen mochte. Auf der Südseite 
steigen die Strassen längs der Ufer sogleich bergan, hier 
kann die Ueberschwemmung wenig Schaden thun;z aber 
auf der Nordseite, gegen die Burg hin, setzt sie in der 
Regel die nächstgelegenen Gassen und Strassen, oft bis 
zum ersten Stockwerk, unter Wasser. Die Einwohner 
dürfen zum mindesten einmal jährlich auf eine solche 
Unterbrechung des Verkehrs und Störung des Haus- 
wesens gefasst sein. Man fährt sodann in Kähnen durch 
die unter Wasser gesetzten Strassen, um den Bewohnern 
das Nöthigste zu verabreichen. Glücklicher Weise dauert 
eine solche, durch die Mitte der Stadt sich ziehende Ueber- 
schwemmung immer nur einen oder ein Paar Tage. Auf 
der anderen Seite bringt freilich dieser kleine Fluss durch 
die vielen Werke und Mühlen, welche er treibt, der Stadt 
einen sehr bedeutenden Nutzen. Schon mehrere Stunden 
vor Nürnberg haben ihn die nürnberger Kaufleute zur 
Anlage von allerlei gewerblichen Etablissements benutzt.
	        
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