Volltext: Nürnberg

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Bürger in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni auf dem 
Platze Schütt versammeln und forderte diejenigen, welche 
die Stadt vertheidigen wollten, auf, sich zu melden. Er 
machte aber vor den Bürgern, die natürlich selbst Ge- 
werbtreibende waren, die unkluge Aeusserung, die an- 
rückenden Oestreicher seien nicht zu fürchten, es sei 
Gesindel, das dem Landsturm angehöre, meist Schuster, 
Schneider und Leineweber. Niemand erbot sich zur 
Vertheidigung, ein Haufe aus den unteren Volksklassen 
öffnete den Ocstreichern die Thore, drang in das 
Polizeigebäude und warf die Acten zu den Fenstern her- 
aus, der Polizeidirector Wurm musste flüchten, der Re- 
gierungspräsident Graf Thürheim, der Oberst der Natio- 
nalgarde von Wölkern und sein Adjutant, der Buch- 
druckereibesitzer Sebald, wurden misshandelt. Die Oest- 
reicher liessen sich eine ansehnliche Contribution, man 
sagt 60,000 Gulden, zahlen und marschirten in der Nacht 
vom 28. Juni wieder nach Bayreuth ab. Die Untersuchung 
ergab, dass sich bei diesem Aufstand von der besseren 
Bürgerklasse Niemand betheiligt hatte. Die Regierung ver- 
fuhr gelind und liess nur sechs Personen mit längerem 
oder kürzerem Gefängniss bestrafen, der Bürgerschaft 
überhaupt wurde von König Maximilian durch Erlass 
vom 23. November 1809 die Anerkennung ihrer treuen 
Haltung bei diesem Vorfall ausgesprochen; auch erschien 
noch am 27. Dezember dieses Jahres der Kronprinz Ludwig 
in Nürnberg und hielt sich bis zum 1. Januar 1810 in der 
Stadt auf, um die Merkwürdigkeiten in Augenschein zu 
nehmen. In demselben Jahre 1809 wurde auch die Uni- 
versität Altdorf aufgehoben und mit Erlangen vereinigt. 
Das Jahr 1810 traf den nürnberger Handel sehr hart 
durch die Continentalsperre. Die englischen Waaren, 
welche die Kaufleute in Händen hatten, mussten auf die 
Hallerwiese geschafft werden und wurden daselbst verbrannt 
oder zerschlagen und in die Pegnitz geworfen. Doch 
blieb die Stadt, ausser unaufhörlichen Einquartierungen, 
von schwereren Uebeln des Krieges verschont. Mehr und 
mehr gewöhnte sich die Bürgerschaft an die neue Regierung 
und lernte die grossen Vortheile erkennen, welche die 
Verbindung mit Bayern der Stadt bot. Im Jahr 1818 
(15 Nov.) wurde die magistratische Verfassung eingeführt
	        
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