216 B. Besonderer Teil. V. Verletzungen der Sittlichkeit.
Rolle der Lofseltochter spielen; anwesende Freunde aber, welche
den Betrug nicht ahnten, forderte er auf, das Ehegelübde zu be-
zeugen. Durch den Nachweis, dafs die Bezichtigte an diesem
Morgen das Haus nicht verlassen, wurde der Verführer entlarvt.
Einen andern, der eine Patriziertochter gewann dadurch, dafs er
sich für des Königs Truchsefs ausgab, enthauptete man.
Gemeinschädliche Burschen, die durch Bethörung angesehner
Bürgerstöchter Vermögen oder Bürgerrecht zu erschleichen hoffen,
huldigen diesem Sport in Gemeinschaft. So weist man einmal
gleichzeitig sieben aus „d. d. sie gestellet haben heimlichen und
verlichen nach der Lewt kind“. Sie gehen hiebei, um ihren Zweck
%u erreichen, in gewalttätigster Weise Vor; so mutet einer der
„elichen wirtin‘“ eines Meisters zu „Sie solt mit im vom lande
gen, tet sie dez niht, er wolt ir alle viere abhauen. Andere,
welche ohne des Vaters Willen in sein Haus zu der Tochter gingen,
verbannt man bis zu fünf Jahren oder — sofern das Verhältnis
nicht mehr zu lösen — wenigstens für so lange, bis sie es nach
geistlichen Rechten mit jener ausgefragen.?!)
Alle diese vom Rat verhängten Strafen waren, wenn nicht
offenbare Täuschung oder Nötigung vorlag, nichts anderes, als
Gewaltmalsregeln gegen das bestehende Recht. Die Ehe war
trotzdem unanfechtbar; besals der Verbannte beweiskräftige Zeugen,
so konnte er immerhin dem die traditio puellae weiyernden Vater
31) AB. I, 28; C. dem Weygel 5 j. d. d. er dez Albertes tohter ver-
lichen nach der E gestellet und gesprochen, AB. 817, 16, 1405; sieben v.
d. St. d. d. sie gestellet heimlichen und verlichen nach der Lewt kind, AB.
817, 18; Mertein 3 j. d. d. er dem keylholtz sein tohter verliehen n. d. E. g.
hat on sein und seiner frewnd willen und word und die auch ledig von im
worden ist, AB. 817, 19; do. 19b; d. d. er vnsers burgers tohter on sein
wizzen und wort erworben hat zu der E; in seinem hawse d. P. G. maide
nachgangen ist und sie g. hat und sol niht herein komen er hab den die
sach von der ee ausgetragen mit gaistlichen rehten, 82b; d. d. er den Sch.
genütet sein mume zu der ee zeneme, 32b; sie anmutet sie soll mit im vom
lande gen, 834; 5 jar vber Rein, d. d. er herdegen tohter on irer frewnde
Rat geuerlich nachgestellet, 55; 1 j. d. d. er dem St. L. on seinen willen In
sein hawse zu seiner tohter gegangen, 55; 63b; ce, P., das er arglistiglich
In verporgen schein E. R. tochter hinder und on wissen desselben R. und
andrer fründe nachgestelt und abzufreyen wnderstanden, Rtb. IV, 42, StA.;
Puck, Hegel a, a. O., 4, 204; J. 10 j. d. d. er dez M. Tohterlein benötigt
wolt haben, daz ez in zu der E. nem und gen Beheim mit im getzogen wer.
AB. 316, 8. 18381: ete