Objekt: Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs (1. Band)

136 Zweiter Teil. Die Verwaltungsämter. 
Ihr ist als wichtigstes Annäherungshindernis in wirksamer Schufsweite 
ein mit der Zeit bis auf zwanzig Meter verbreiterter, trockener Graben 
vorgelagert. Um den Einstieg in diesen zu erschweren, fing man im 
Jahre 1426 unter dem Eindruck der Hussitengefahr an, die äufsere Graben- 
wand senkrecht abzumauern, ein Werk, das volle sechsundzwanzig Jahre 
in Anspruch nahm. Schon früher hatte man mit dem Bau der zur Er- 
schwerung des Ausstieges dienenden Steinverkleidung der inneren Graben- 
wand begonnen. Im Jahre 1430 steht sie bereits vollendet da, in ihrer 
vyanzen Länge von einer etwa mannshohen Hindernismauer gekrönt, welche 
mit der sich zwischen Graben und Stadtmauer hinziehenden, etwa fünf- 
zehn Meter breiten Berme den sogenannten „Zwinger“ bildet. Aufgabe 
Jlieses Zwingers ist es, den anstürmenden Gegner möglichst lange im Be- 
reiche der von der Stadtmauer herabgeschleuderten Handwurfgeschosse 
festzuhalten. Ein zinnengeschützter Wehrgang oben auf der Stadtmauer und 
zahlreiche Mauertürme gewähren im Verein mit den in die innere Graben- 
wand eingebauten „Streichwehren“*) die Möglichkeit, den Angreifer während 
des Sturmes erfolgreich zu beschiefsen. 
Die Pegnitz sichern an ihrem KEinflusse in die Stadt Wehrgänge und 
Stauanlagen, an ihrem Ausflusse die sogenannten „Schwibbogen“, gedeckte 
Brücken, deren Bogenöffnungen durch Fallgitter gesperrt werden können. 
Die fünf Stralsendurchlässe — im Nordwesten das Tiergartnerthor, im Nord- 
osten das Lauferthor, im Südosten das Frauenthor, im Südwesten das 
Spitalerthor und im Westen das Neue Thor — sind mit schweren eichenen 
Doppelthüren verwahrt und von Thortürmen überhöht, die nicht nur den 
von ihnen herabgeworfenen Steinen vermöge der gesteigerten Fallgeschwindig- 
keit eine aufserordentliche Durchschlagskraft sichern, sondern auch den 
oben aufgestellten Wärtern einen bequemen Überblick über das Vorgelände 
gewähren, sodafs bei Tage wenigstens die Annäherung feindlicher Truppen 
schon von weitem erkannt und die Thore rechtzeitig geschlossen werden 
können. In der Nacht, wo die Dunkelheit den Ausguck unmöglich macht, 
sind die Thore für gewöhnlich geschlossen. Müssen sie aus irgend einem 
Grunde geöffnet werden, so sucht man durch ein entsprechendes Aufgebot 
von Sicherheitsmannschaften unliebsamen Überraschungen vorzubeugen. 
{n Kriegszeiten läfst der Rat vor den Thoren Erdwerke errichten, die mit 
Pallisaden und Blockhäusern verstärkt und ebenso wie die Schwiebbogen 
mit einer ständigen Besatzung versehen werden, um zu verhüten, dafs 
1) In gröfserem Umfange kamen die zur Flankierung der Zwingermauer und 
zur Bestreichung der Grabensohle dienenden Streichwehren freilich erst seit der 
zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts in Gebrauch.
	        
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