Volltext: Pirckheimer-Studien Buch I und II

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sich thätlichen Bedrohungen aussetzen; tiefer aber wohl 
trafen ihn andere Angriffe: der Neid seiner Kollegen fand 
in pfäffischer .Beschränktheit wackere Bundesgenossenschaft. 
Von der Kanzel der Dominikaner herab wurden ihm, 
vielleicht auf Grund von thatsächlichen Ausschreitungen 
seiner Schüler, die alten Vorwürfe gegen den Humanismus 
entgegengeschleudert: unbändige und verderbte Sitten lerne 
man in der Dichterschule, das Studium der Poeten sei un- 
nütz und allen wahren Kennern der heiligen Dinge verächt- 
lich; die Anstalt müsse aufgehoben werden. Diese Anklagen 
wiederholten sich fortgesetzt, obwol Grieninger sich zur Ab- 
stellung des Unfuges an den Pior wandte; dieser war offenbar 
derselben Meinung; ein monatelang brieflich geführter Streit 
endigte mit einer offiziellen Absage des Poeten an den Pre- 
diger und seiner Appellation an die oberste Behörde der 
Stadt. Diese letzte geharnischte Epistel, die er ins Kloster 
sandte, hat Hartmann Schedels Sammeleifer uns erhalten; 
schon die Anrede, vir impudentsissime, lässt über ihren Ton 
keinen Zweifel; voller Entrüstung und Verachtung, doch 
nicht würdelos rekapituliert er die ihm gemachten Vorwürfe, 
um sie dann zu widerlegen und die positiven Ziele des 
humanistischen Unterrichtes zu erörtern:*) inzenium erudire, 
consilium augere, ornate dicere, recte commodeque vivere, das 
lerne man am ehesten aus den antiken Dichtern; über das 
Tier ja über das Menschliche hinaus zur Erkenntnis des 
Göttlichen sich zu erheben, das sei das Ideal, zu dem er die 
Jugend mit Hülfe der Antike erziehe, und des Gegners Ge- 
dankenlosigkeit und zumal sein Mangel an christlicher Gelehr- 
samkeit zeige sich schlagend darin, dass er nicht einmal 
wisse, wie sehr die kirchlichen Schriftsteller der alten Zeit 
die klassischen Studien ob ihrer Nützlichkeit angeraten hätten. 
Im übrigen sei es eine Beschimpfung des Senats, die von 
ihm geschaffene und erhabene, ja beinahe göttliche 
Stiftung anzugreifen, und wie das Interesse der 
Schule, so erheische auch die Ehre des Staates eine 
energische Zurückweisung der Verleumdungen: er fordere 
deshalb uneingeschränkte Widerrufung. — Es sind die gewöhn- 
lichen humanistischen Gedankengänge, die ja auch dem 
Nürnberger Kreise nahe genug lagen; das Thema war ja 
noch eben, erst vor wenigen Jahren, in der Diskussion zwischen 
*) S. Ruland im Serap. 16, 168; Val. auch Hartmann 1. ©.
	        
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