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waren, hätten nur zu gern gewußt, woher der Kaspar all 
das Geld bekomme. Aber er log ihnen vor, er habe eine 
große Erbschaft gemacht. Mit seinem Weibe ward er indes 
nicht so leichten Kaufs fertig, die wollte es um jeden Preis 
erfahren. Und endlich war der Kaspar so unvorsichtig, 
seinen Schwur zu vergessen und seinem Weib, um nur Ruhe 
zu haben, die ganze Geschichte auszuplaudern. Als er aber 
in der nächsten Nacht wieder Nüsse von seinem Baume 
pflücken wollte, verwandelten sie sich nicht mehr zu Gold, 
sondern zu Kohlen. Da ging er in der nächsten Nacht 
wieder zum Ölberg und, wie er gedacht, kam auch um die 
Mitternachtsstunde der Jäger, aber nicht, um ihm abermals 
aus der Verlegenheit zu helfen, sondern um sich sein Recht 
zu holen. Denn der Jäger war kein anderer als der leib- 
haftige Teufel, der jetzt mit einem Griff dem Kaspar den 
Hals umdrehte und mit seiner Seele davonfuhr. Seitdem 
aber hält der „Nußkaspar“ alljährlich in der Silvesternacht 
seine goldenen Nüsse am Ölberg feil. Wer sich aber durch 
den gleißenden Schein verleiten läßt, dem Kaspar von seiner 
Ware abzunehmen, der ist selbst den höllischen Mächten 
verfallen. 
Während wir uns diese Sage vergegenwärtigen, steigen 
wir die Straße am Ölberg hinan, die an der Langseite der 
Burg vorbei zum Schloßgarten führt. Die Burg erhebt sich 
hier auf gewaltigen, weitausgebauchten Felsmassen. Unmittel- 
bar an dieser Felsmauer zieht sich an der ganzen Langseite 
der Burg hin und darüber hinaus bis zur Fremdenruh eine 
ausgedehnte, mit Bäumen und Wein bewachsene Terrasse, 
auf der, aller Wahrscheinlichkeit nach, Kaiser Friedrich III. 
im Jahre 1487 seine hängenden Gärten errichten ließ. 
Nach den darüber auf uns gekommenen Nachrichten waren 
es von Säulen getragene Gewölbe, die, mit Erde bedeckt, 
für Pflanzen und Gebüsch einen ausreichenden Raum ge- 
währten. Auch Wein soll hier der Kaiser damals angepflanzt 
haben. Im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts bestanden 
diese Gärten noch. Der Annalist Johann Müllner erwähnt 
sie noch, und da sie nach ihm „gegen der Stadt unten am 
Schloß“ zu gelegen waren, so kann wohl kaum ein anderer
	        
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