Volltext: Markgrafen-Büchlein

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begangenen Unrechts beim Kaiser, Pirkheimer setzte auch ein Schrift— 
stück an den Papst Hadrian auf, allein er ließ es Fragment bleiben. 
Denn der Rat neigte sich von Tag zu Tag mehr der lutherischen Sache zu, 
diese gewann siegreich immer weiteren Boden, und schließlich ließen 
sowohl der Rat wie Pirkheimer den päpstlichen Bannfluch völlig 
unbeachtet. 
Am Schlusse des Jahres 1520 erfüllte die Gemüter in Deutsch— 
land überall die höchste Erwartung wegen des bevorstehenden ersten 
Reichstags, den der jugendliche römische Kaiser Karl V. abhalten 
wollte. Er war lange nicht ins Reich gekommen, seine Wahl hatte 
bereits am 28. Juni 1519 stattgefunden. In Nürnberg war sie mit 
den üblichen Feierlichkeiten, Glockengeläute und Freudenfeuern, mit 
Kirchen- und weltlicher Musik gefeiert worden. Der Rat hatte es 
aber auch für zweckmäßig erachtet, eine Gesandtschaft nach Spanien, 
wo der neue König sich aufhielt, abzuschicken, einesteils um ihm die 
Huldigung der Stadt zu überbringen, namentlich aber, um die alte 
Angelegenheit mit den Markgrafen wegen des Weinzolls, sowie einige 
andere Sachen, die ihm am Herzen lagen, in Ordnung zu bringen. 
Mit dieser Sendung wurden der Ratsherr Nikolaus Haller und der 
Ratskonsulent Dr. Christoph Scheurl beauftragt, denen sich noch einige 
jüngere Bürger, Hans Tucher, Sebald Geuder, Jörg Volkamer und 
Georg Schlaudersbach aus freiem Antrieb anschlossen. Am 13. Sep⸗ 
tember 1519 reisten die Gesandten ab, am 18. Oktober kamen sie an 
des Königs Hof nach Barcelona. Ihre Aufnahme war eine äußerst 
ehrenvolle, der König empfing sie in feierlicher Audienz, wobei Scheurl 
eine sehr „geschmückte und zierliche“ Rede hielt, die den König sehr 
erfreut zu haben scheint. Der Bescheid auf die von den Gesandten 
vorgetragenen Punkte lautete deshalb auch im ganzen günstig. Die 
Frage wegen des Weinzolls wollte der König bis auf seine Ankunft 
im Reich verschieben, doch sprach er die Stadt von der Anklage des 
Markgrafen Kasimir, daß sie Mordbrennerbanden auf sein Gebiet 
geschickt habe, frei. Seinen ersten Reichstag gemäß den alten Privi— 
legien der Stadt in Nürnberg abzuhalten, sagte er zu, desgleichen 
wollte er sich dort auch in Person von der Bürgerschaft huldigen 
lassen. Darauf kehrte die Gesandtschaft, bis zum Schluß von dem 
König und den Großwürdenträgern am spanischen Hofe in jeder Weise 
ausgezeichnet — wie Scheurl berichtet — am 12. Februar 1520 
wieder nach Nürnberg zurück. 
Die Krönung Karls V. fand am 283. Oktober 1520 in Aachen 
statt, wozu Nürnberg den kaiserlichen Ornat schickte, an dem zuvor 
einige schadhafte Stücke durch die Klosterfrauen von St. Klara aus—
	        
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