9
— 722 —
begangenen Unrechts beim Kaiser, Pirkheimer setzte auch ein Schrift—
stück an den Papst Hadrian auf, allein er ließ es Fragment bleiben.
Denn der Rat neigte sich von Tag zu Tag mehr der lutherischen Sache zu,
diese gewann siegreich immer weiteren Boden, und schließlich ließen
sowohl der Rat wie Pirkheimer den päpstlichen Bannfluch völlig
unbeachtet.
Am Schlusse des Jahres 1520 erfüllte die Gemüter in Deutsch—
land überall die höchste Erwartung wegen des bevorstehenden ersten
Reichstags, den der jugendliche römische Kaiser Karl V. abhalten
wollte. Er war lange nicht ins Reich gekommen, seine Wahl hatte
bereits am 28. Juni 1519 stattgefunden. In Nürnberg war sie mit
den üblichen Feierlichkeiten, Glockengeläute und Freudenfeuern, mit
Kirchen- und weltlicher Musik gefeiert worden. Der Rat hatte es
aber auch für zweckmäßig erachtet, eine Gesandtschaft nach Spanien,
wo der neue König sich aufhielt, abzuschicken, einesteils um ihm die
Huldigung der Stadt zu überbringen, namentlich aber, um die alte
Angelegenheit mit den Markgrafen wegen des Weinzolls, sowie einige
andere Sachen, die ihm am Herzen lagen, in Ordnung zu bringen.
Mit dieser Sendung wurden der Ratsherr Nikolaus Haller und der
Ratskonsulent Dr. Christoph Scheurl beauftragt, denen sich noch einige
jüngere Bürger, Hans Tucher, Sebald Geuder, Jörg Volkamer und
Georg Schlaudersbach aus freiem Antrieb anschlossen. Am 13. Sep⸗
tember 1519 reisten die Gesandten ab, am 18. Oktober kamen sie an
des Königs Hof nach Barcelona. Ihre Aufnahme war eine äußerst
ehrenvolle, der König empfing sie in feierlicher Audienz, wobei Scheurl
eine sehr „geschmückte und zierliche“ Rede hielt, die den König sehr
erfreut zu haben scheint. Der Bescheid auf die von den Gesandten
vorgetragenen Punkte lautete deshalb auch im ganzen günstig. Die
Frage wegen des Weinzolls wollte der König bis auf seine Ankunft
im Reich verschieben, doch sprach er die Stadt von der Anklage des
Markgrafen Kasimir, daß sie Mordbrennerbanden auf sein Gebiet
geschickt habe, frei. Seinen ersten Reichstag gemäß den alten Privi—
legien der Stadt in Nürnberg abzuhalten, sagte er zu, desgleichen
wollte er sich dort auch in Person von der Bürgerschaft huldigen
lassen. Darauf kehrte die Gesandtschaft, bis zum Schluß von dem
König und den Großwürdenträgern am spanischen Hofe in jeder Weise
ausgezeichnet — wie Scheurl berichtet — am 12. Februar 1520
wieder nach Nürnberg zurück.
Die Krönung Karls V. fand am 283. Oktober 1520 in Aachen
statt, wozu Nürnberg den kaiserlichen Ornat schickte, an dem zuvor
einige schadhafte Stücke durch die Klosterfrauen von St. Klara aus—