Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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pfleger Anton Tucher in der Kirche von St. Sebald den Bürgern der 
Stadt mit beweglichen Worten die Bitte ans Herz legen, den noch 
fehlenden Restbetrag, 8345 Gulden, um Gottes und des Heiligen selber 
willen, zusammenzubringen. Damals verhallte die Erinnerung an den 
im Himmel zu erwartenden Lohn noch nicht ungehört, die fehlende 
Summe kam bald zusammen, doch erhielt Peter Vischer erst 15622 den 
letzten Rest ausgezahlt. Das eiserne Gitter, welches das Werk umgibt, 
verfertigte der Schlosser Georg Heuß. Während Peter Vischer an dem 
Sebaldusgrab arbeitete, hatte er auch noch eine Reihe anderer Aufträge 
meist von auswärts erhalten, auf deren Aufzählung wir uns hier nicht 
einlassen können. Doch müssen wir wenigstens noch eines Kunstwerks 
gedenken, das früher eine ansehnliche Zierde des Nürnberger Rat—⸗ 
hauses bildete. Im Jahre 18513 bestellte die Familie Fugger in 
Augsburg bei Peter Vischer ein Bronzegitter. Infolge eines Zer— 
würfnisses zogen jedoch die Fugger ihren Auftrag zurück, nachdem 
schon ein großer Teil der Arbeit fertig geworden war. Das Gitter 
blieb liegen, bis erst geraume Zeit nach dem Tode des Meisters der 
Nürnberger Rat den Sohn des alten Vischer, Hans Vischer mit seiner 
Vollendung beauftragte. Darauf wurde es im Jahre 1540 im großen 
Rathaussaale aufgestellt, um den (westlichen) Teil, in welchem das Stadt— 
gericht seine Sitzungen hielt, gegen den übrigen Saalraum abzuschließen. 
Leider wurde das vortreffliche Werk, über dessen Schönheit wir durch 
einige Abgüsse von Details und Zeichnungen hinlänglich unterrichtet 
sind, im Jahre 1806 nach dem Aufhören der reichsstädtischen Freiheit 
auf Veranlassung der bayerischen Behörden entfernt und um den 
Metallwert an einen Händler in Fürth verkauft, von dem es danu 
wieder an einen Nürnberger Kaufmann abgegeben wurde. Später soll 
es nach Südfrankreich gekommen sein, jedenfalls ist es seitdem ver— 
schollen und da alle Nachforschungen vergeblich geblieben sind, muß 
man wohl annehmen, daß es durch einen bedauerlichen Unverstand 
eingeschmolzen und als Bruchmessing verwertet worden sei. 
Peter Vischer starb am 7. Januar 1529 im Alter von vielleicht 
70 Jahren und wurde auf dem Rochuskirchhof begraben. Er war 
dreimal verheiratet und hatte fünf Söhne, Hermann, Peter, Hans, 
Jakob und Paul, die ihn nicht nur bei seinen Arbeiten wesentlich 
unterstützten, sondern auch selbst zum Teil hochbegabte Künstler waren. 
Doch sind die Versuche, den Söhnen den Löwenanteil an den aus der 
Gießhütte des alten Vischer stammenden Werken zuschreiben zu wollen, 
so daß der Vater, was die eigentliche Kunstthätigkeit anbetrifft, von 
seinen Söhnen völlig abhängig gewesen wäre, entschieden zurückzuweisen. 
(Forts. folgt.)
	        
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