Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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ausgesetzt, außerdem erhielten die „Schulmeister“ für ihre größere Mühe 
eine Gehaltsmehrung von 20 Gulden rhein. jährlich. Dafür sollten 
sie, wenn sie „ob derselben Lernung selbs nit wollten sein“, nach ge— 
schickten, verständigen „Gesellen“ trachten, die den Unterricht übernähmen. 
Wilibald Pirkheimer wurde beauftragt, die Schulen zu visitieren, auf 
daß „solche Lernung in ein beständig Wesen gebracht werd“. Wir 
dürfen wohl daraus schließen, daß der gebildete und gelehrte Mann 
an dem Zustandekommen des mitgeteilten Ratsbeschlusses wesentlich 
mit beteiligt gewesen ist. Ein Jahr später wurden ihm Hieronymus 
Ebner und Hieronymus Holzschuher zur Beaufsichtigung der Schulen 
beigegeben. Die humanistische Richtung im Rat fand eine lebhafte 
Unterstützung durch den Propst der St. Lorenzkirche, Dr. Anton Kreß, 
der sich auch, als ein Jahr später die Stelle des Rektors bei besagter Kirche 
frei wurde, eifrigst bemühte, den erledigten Platz mit einem tüchtigen Ge— 
lehrten zu besetzen. Der Rat wählte darauf den als Luthers Gegner später 
berühmt gewordenen Johannes Cochläus, eigentlich Johannes Dobeneck 
von Wendelstein, der sich selber um die Stelle beworben und trotz 
eines offenbar in unredlicher Absicht verfaßten Abmahnungsschreibens 
des ränkesüchtigen Anton Tetzel beharrlich auf seiner Meldung bestanden 
hatte. Aus den zwischen Kreß und Cochläus gewechselten Schreiben“) 
erfahren wir, daß der Rektor bei St. Lorenz nach Abzug aller Unkosten 
immerhin noch etwa 80 fl., wozu jetzt noch die 20 fl. Gehaltsaufbesserung 
hinzukamen, für sich behielt, ein für die damalige Zeit, da er Kost 
und Wohnung frei hatte, gar nicht so sehr geringes Einkommen. Coch— 
läus, ein begeisterter Humanist, scheint auf seinem Posten sehr tüchtig 
gewesen zu sein, er verfaßte eine Reihe Lehrbücher, die die bisher 
gebräuchlichen mittelalterlichen verdrängen sollten. Dennoch gab er 
kaum fünf Jahre später, 1515, die einst so heiß ersehnte Stellung auf, 
um die Neffen seines neuen Freundes und Gönners Pirkheimer, die 
Brüder Johann, Sebald und Georg Geuder nach Italien zu begleiten, 
wo sie unter seiner Leitung auf der Universität Bologna den Studien 
oblagen. Sein zweiter Nachfolger war der als vortrefflicher Lehrer 
gerühmte Johann Ketzmann, der 25 Jahre lang (1517-1542) der 
Schule vorstand. An der Sebalder Pfarrschule wechselten die Lehrer 
viel häufiger. Mit Sebald Haiden (oder Heyden), der im Jahre 1524 
die Rektorsstelle erhielt, erlangte aber auch diese Schule einen vorzüg— 
lichen Ruf, sodaß sie im Jahre 1554 aus sechs Klassen bestand und an 
400 Schüler zählte. Übrigens wird auch an der Spitalschule im Jahre 15650 
— —— 
N Bgl. Kreß, Georg Freiherr von, die Berufung des Johannes Cochlädus an 
die Schule bei St. Lorenz in Nürnberg im Jahre 1510, Mitteilungen des V. f. G. 
d. Stdt. Nbg. 7. Heft, S. 19 ff.
	        
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