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Neben den ordentlichen Wirten gab es noch sog. „Heckenwirte.“
die „außerhalb des Weisens und der Tafel schenkten.“ Man nanne
so die wenig geachteten Besitzer der Winkelschenken, die um ihrer
Weinpantscherei willen berüchtigt waren. Doch auch ihr Wein mußte
von besonderen dazu verordneten Amtleuten und Weinversuchern probiert
werden, die dem Wirt, der es gar zu arg trieb, das Schenken auf der
Stelle verbieten und ihm seinen Keller zusperren konnten. Der Rat
verfügte dann über die weitere Strafe des Weinverfälschers. Damit
niemand über Unkenntnis der Gesetze klagen konnte, wurde es wieder—
holt auf dem Weinmarkt und vom Rathaus verkündet, was man
füglicher Weise in den Wein nehmen und was zu den schädlichen oder
bösen „Weingemächten“ gerechnet werden sollte. Unter letzteren verstand
man u. a. das Zusetzen von Branntwein, Waidasche, Senf oder Speck
zum Wein, das Vermischen mit Wasser oder Milch, namentlich aber
das übertriebene Schwefeln. Doch war unter Umständen ein gewisser
Zusatz von Milch und rohem Thon, sowie auch ein mäßiges Schwefeln
der Fässer gestattet, allerdings nie vor dem heiligen Dreikönigstage,
bis zu welchem Termin man die Weine „bey ir selbs kreften“ lassen
sollte. Den Übertretern dieser gesetzlichen Vorschriften drohte der
Rat, daß er ihren Fässern den Boden ausschlagen und den Wein in
die Pegnitz schütten lassen wolle, eine Prozedur, die auch gelegent—
lich gewiß zum großen Jubel der Menge auf der Fleischbrücke voll—
zogen wurde. Außerdem aber sollte ein offenbarer Fälscher je „nach
Gestalt seines Handels“ an Leib oder an Gut gestraft werden.
Die gewöhnlichsten Weine die damals in der Stadt getrunken
wurden, waren Neckar⸗, Tauber-, namentlich aber Frankenwein, wo—
runter wir auch den in der Umgegend von Nürnberg selbst gewachsenen
Wein zu verstehen haben. Schon im Jahre 1387 bestanden vor dem
Tiergärtnerthoöre Weingärten. Im Jahre 1403 werden solche bei
Schniegling, 1418 an der Straße von Fürth nach Kadolzburg erwähnt.')
Auch der Abhang der heutigen Johannisstraße zur Hallerwiese war
mit Reben bepflanzt und wir erzählten schon, daß Kaiser Friedrich III.
auf seinen schwebenden Gärten an der Burg Weinstöcke gepflanzt habe.
Die wahrscheinlich häufigen Mißernten und der nach besseren Sorten
verlangende Geschmack waren wohl die Ursache, daß etwa mit dem
dreißigiährigen Kriege die Weinkultur allmählich und ohne daß wir
Kunde davon hätten, aus unserer Gegend verschwunden ist. Aber im
Mittelalter und noch im Anfang der neueren Zeit war der Wein ein
wirkliches Volksgetränk, so gut wie das Bier. Die fremden welschen
—H Nach einem Vortrage von Mummenhoff im Verein für Geschichte der Stadt
Nürnberg. Vgl. den Jahresbericht des Vereins über 1898, S. 4.