Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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eigenen Interesse entfaltete. Natürlich wurden wieder die gewöhnlichen 
Vorkehrungsmaßregeln getroffen, um die Stadt selbst und eine Anzahl 
Orte in ihrer näheren Umgebung zu befestigen und mit dem nötigen 
Kriegsbedarf zu versehen. Der Rat mußte eine beträchtliche Menge 
Söldner anwerben, die er zunächst in drei Haufen teilte zu 650, 500 
und noch einmal 500 Mann. Jeder Haufen hatte einen Hauptmann 
und einen Fähnrich. Dazu kamen 750 Seeknechte, d. h. Söldner vom 
Bodensee, die von Ottmar Spengler von Kostnitz geworben waren und 
450 Böhmen, darunter auch eine Abteilung „Pafeßner“, die eine be— 
sondere Art hoher Schilde, „Pafesen“ oder „Setztartschen“ genannt, 
führten. Es waren dies nahezu mannshohe Schilde von länglicher, 
stark gewölbter Form, die unten zu dem Zweck, in die Erde gestoßen 
zu werden, mit spitzigen Eisen versehen waren und außerdem an den 
Seiten durch eiserne Haken mit einander verbunden werden konnten. 
Stellte nun Mann neben Mann seine Pafese auf, so glich die Front 
einem undurchdringlichen Zaune, hinter dem sich eine ganze Truppe 
Büchsenschützen, Ahlspießer (sie führten Spieße mit unterhalb der Spitze 
angebrachten Haken, womit man die Reiter vom Pferde herabriß) u. s. w. 
gedeckt aufstellen konnten.“) Der böhmische Hauptmann hieß Jany 
Stieber. Die Böhmen waren wilde, unbotmäßige Gesellen, mit denen sich 
die anderen Kriegsknechte „nit allein irer sprach, sunder auch irer were, 
manir und sitten halben“ nicht gut vertragen konnten. Daher wurden 
sie auch nicht in die Stadt aufgenommen, sondern in den Markt Wöhrd 
gelegt und ermahnt, den Leuten daselbst keinen Schaden zu thun, „nit 
zu stelen und die wirt zu bezalen“. Auch an 150 böhmische Reisige 
unter Delphin von Haugwitz nahm die Stadt in ihren Sold. 
Der Rat zögerte lange, dem Pfalzgrafen Philipp seinen Fehde— 
brief zuzuschicken. Aber da das Kriegsvolk in der Stadt schwer zu 
behandeln war und zu fürchten stand, daß unterdessen der alte Feind 
der Reichsstadt, Markgraf Friedrich, jetzt allerdings rein zufällig ihr 
Verbündeter, mit Eroberungen in dem pfälzischen Besitz beginnen würde, 
durfte er auch nicht länger zusehen, wenn das Interesse der Stadt nicht 
zu kurz kommen sollte. Die Genannten mußten seinen Entschluß billigen 
und so erfolgte denn am Freitag nach Fronleichnamstag (7. Juni 1504) 
die Absage der Stadt an den Kurfürsten. Als Grund für die Kriegs— 
erklärung wurde vorgegeben, daß die pfälzischen Beamten die Stadt 
seither vielfach in ihren Rechten gekränkt und ihr auf allerlei Weise 
Schaden zugefügt haͤtten. In der That hatte die Stadt in dem sonst 
schon so schweren Jahre 1802 Irrungen mit dem Kurfürsten namentlich 
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