Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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in die Stadt hineinlassen, vermutlich, weil er schon zu viel Gefangene 
unterzubringen hatte, und gab daher den Fußknechten, die sie geleiteten 
Freiheit, mit ihnen zu thun, was sie wollten. Ohne Gnade wurden 
darauf die Bauern beim Fischbach vor dem Frauenthor allesamt von 
den rohen Knechten umgebracht. Die Schuld an dieser Unthat suchte 
der Rat später von sich und auf die „mutwilligen Buben“ abzuwälzen, 
doch wenn er ihnen auch keinen ausgesprochenen Befehl gegeben hat, 
die moralische Verantwortung trifft ihn doch. 
An demselben Tage (20. Juni) „legte“ ein Nürnbergischer Söldner, 
Heinz Bestler, bei Gräfenberg 181 Markgräfliche „nieder“ und noch 
längere Zeit nachher befanden sich etwa 180 von ihnen in Nürnbergischen 
Gefängnissen. Nur mit diesen hintennach errungenen Erfolgen läßt sich 
die auffallende Thatsache erklären, daß nicht nur in den von Nürn— 
bergischen Patrioten gedichteten Volksliedern, sondern auch in einigen 
offiziellen Schreiben des Rates selbst die Sache so dargestellt wird, als 
sei der Sieg am 19. Juni eigentlich ein von den Städtern erfochtener 
gewesen. Denn daß, wie einige der Lieder und auch Müllner?) be— 
richten, die Markgräflichen nach ihrem Siege in fluchtähnlicher Hast 
nach Schwabach geeilt wären und hier nichts anderes erwartet hätten, 
als jeden Augenblick die Nürnberger vor den Mauern des Städtchens 
erscheinen zu sehen, werden wir doch wohl nicht gut glauben können. 
Indeß wenn man nur an die Flucht des Landvolks denkt, waren auf 
markgräflicher Seite mehr Menschen geflohen als auf nürnbergischer. 
Daß dieser Umstand aber für die Beurteilung, die das Volk dem Aus— 
gang der Schlacht zuteil werden ließ, gar nicht ins Gewicht fiel, geht 
schon daraus hervor, daß — wie so häufig nach einer Niederlage — 
in Nürnberg allgemein von Verrat gesprochen wurde. Im besonderen 
gab man dem berühmten, wegen seiner hochmütigen, unfriedfertigen 
Gesinnung jedoch vielfach angefeindeten Wilibald Pirkheimer samt 
seinem Gastfreunde, dem italienischen Grafen Galeazzo von San 
Severino**), die Schuld teils durch absichtliches Zögern, teils durch 
unverzeihliche Feigheit das schimpfliche und unglückliche Ende des 
Kampfes hervorgerufen zu haben. Pirkheimer konnte sich zwei Tage 
lang gar nicht auf der Straße blicken lassen, um nicht offenen Be— 
leidigungen oder gar Gewaltthaten ausgesetzt zu werden. Möglich, daß 
er durch ein kräftigeres Eingreifen mit seiner noch unberührten, aber 
gewiß nicht sehr kriegstüchtigen Schar den Markgräflichen noch zum 
Schluß ein paar Vorteile abgerungen hätte, aber sonst dürfen wir diese 
Er sagt selbst, daß „beide Teile einander in die Flucht geschlagen.“ 
*269 Der Rat fand es bald für gut, ihn zum Verlassen der Stadt aufzufordern, 
wahrscheinlich nur aus dem Grunde, weil er ihm vor der aufgeregten Menge nicht 
hinreichend sicher schien. Vgl. Soden, a. a. O. S. 80.
	        
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