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ausweisen, stets als einen gnädigen Herrn. In keiner außerböhmischen
Stadt auch hat Karl so oft Hof gehalten wie gerade in Nürnberg.
Von Karls Nachfolger, dem erst siebzehnjährigen König Wenzel,
konnte man von vornherein nicht die Erwartungen hegen, daß er energisch
in die verworrenen Zustände des Reichs eingreifen und in dies Chaos
die Ordnung des Rechts und der Gesetze bringen würde. Trotzdem fehlte
es ihm nicht an gutem Willen, an Einsicht und auch einer gerechten
Sinunesart, aber diese guten Eigenschaften wurden durch allerlei schlimme,
wie namentlich eine wilde Leidenschaft zur Jagd und übermäßige
Neigung zum Trunke schon frühzeitig verdunkelt, wozu sich schließlich
noch gewisser Mangel an Thatkraft, die bald in völlige Interessen—
losigkeit ausartete, hinzugesellten.
Aus dem Beginn der Regierung König Wenzels sind uns wieder
eine Reihe von Fehden überliefert, in denen auch ein Mann genannt
wird, dessen Person die Sage mit so vielerlei Erdichtungen umwoben
hat, daß er noch jetzt in der Erinnerung des Volks fortlebt, gewisser—
maßen jene ganze Periode fortwährender Händel und Kämpfe der
Nürnberger mit der umwohnenden Ritterschaft repräsentierend.
Ekkelein (so und so nicht Eppelein, was Apel, Apollonius be—
deuten würde, heißt dieser Mann urkundlich) von Gailingen, aus dem
alten ausgestorbenen Geschlechte der Gailingen von Illesheim, einem
eine Stunde von Windsheim gelegenen Rittergut, war einer jener
adligen Räuber und Placker, deren es damals so viele gab, der sich
aber doch durch seine Taten einen besonderen Namen gemacht haben
muß. Er scheint ein begüterter Edelmann gewesen zu sein, da ihm
— bei Rothenburg ob der
Tauber die Burgen Wald bei Gunzenhausen und Dramaisel bei
Muggendorf gehörten, worauf die noch heute nicht vergessenen alten
Kinderreime:
sowie
„Eppela Gaila von Dramaus
„Reit allzeit zum vierzeht aus,
„Da reit der Nürnberger Feind aus,
„Eppela Gaila von Dramaus.“
hindeuten. Seine Veste Wald wurde ihm im Jahre 18375 eingenommen
und „zerbrochen“ (zerstört), und der Teil der Veste und die Güter,
die ihm und seinen Erben gehörten, von Kaiser Karl an den Burg⸗
grafen Friedrich verliehen (28. August 1375). Auch 1377 erscheint
er wieder urkundlich als Feind des Burggrafen. Doch hatte auch
Nürnberg viel von seinen Plackereien zu leiden, dessen Handel und
Verkehr in empfindlicher Weise durch den kleinen Krieg den er mit
seinen Spießgesellen trieb, geschädigt wurden. Müllner berichtet zum