Full text: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

— 256 — 
die ehemals Mendelischen Besitzungen, auf denen um jene Zeit die 
Karthause gegründet wurde. Auch der jetzige Kornmarkt, auf dem sich 
heute das großartige Hopfengeschäft abspielt, war nie bebaut und lag 
da früher nicht einmal Märkte auf ihm abgehalten wurden, gänzlich 
unbenützt da. Im Westen kamen die gewaltigen Räumlichkeiten des 
deutschen Hauses mit der Jakobskirche innerhalb der Mauern zu liegen. 
Aber neben und zwischen diesen großen Gebäudekomplexen und Gärten 
lagen überall nur kleine und unansehnliche Häuser in engen Gäßchen, 
in denen wohl mancherlei stattliche Gewerbe betrieben wurden, denen 
aber jedes aristokratische Element fehlte. Die Patrizier und ehrbaren 
Familien wohnten fast ausnahmslos und bis in die neueste Zeit nur 
im Innern der Stadt.“) 
Auch im Innern der Stadt sehen wir um diese Zeit eine An⸗ 
zahl hervorragender neuer Bauten entstehen. Vor allem fesselt die in 
den zierlichsten Formen der Gotik prangende Frauenkirche, auch Marien⸗ 
kirche oder „Mariensaal“, häufig auch die Kaiserliche Kapelle genannt, 
unsern Blick, die, wie wir bereits wissen, auf dem Platze der zerstörten 
Judenschule und zwar in den Jahren 1355—1361 aufgeführt wurde. 
Als ihre Erbauer werden genannt die Gebrüder Georg und Friedrich 
Ruprecht und der Bildhauer Sebald Schonhover, von dem der reiche 
Figurenschmuck des in seiner Art ganz einzigen Kirchleins herrührt. 
Ob aber Essenwein Recht hat, der sich diese besondere Anlage daraus 
erklärt, daß die Kirche zum Aufbewahrungsort der im Frühjahre 1850 
von dem Sohne Ludwigs des Bayern, dem Markgrafen Ludwig von 
Brandenburg, an König Karl ausgelieferten Reichsheiligtümer bestimmt 
war, muß dahingestellt bleiben, obgleich es Thatsache ist, daß jene 
Reliquien im Jahre 1861 (nach einigen Nachrichten schon 1860) auf 
dem Umgang über dem Portal der Kirche öffentlich zur Verehrung ge— 
zeigt wurden. Und wenn auch eine bei der von Essenwein vorge— 
nommenen Restauration der Kirche unter der Tünche aufgefundene In—⸗ 
schrift besagt, daß Kaiser Karl IV. und der „erber rat“ das „wirdig 
heilitum“ in die Kirche gegeben hätten, „dasselbige all jar mit fleiß 
hie wißen (weisen) zu lon (zu lassen)“, so wurden die Reichskleinodien 
doch in der ganzen Zeit von 1361 ab bis 1423, in welchem Jahre sie, 
wie wir später sehen werden, endgiltig nach Nürnberg kamen, stets 
an anderen Orten untergebracht und 1423 wurden sie sogleich der 
Spitalkirche zur Aufbewahrung übergeben.**) (gorts. folat.) 
. 
9 
t 
9 
—— 
de— 
je 
—èSSPSese;c*e?ecchcccbtpbzbnunyannnenlnlnrnnbnbn 
M Für vorstehende Schilderung vgl. Lochner, a. a. O. S. 99109. 
**8) Vgl. Essenwein, A. v., Der Bildschmuck der Liebfrauenkirche zu Nürnberg. 
Nba, 1881, Vorwort und S. 18
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.