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Würfe der Verteidiger halten, die rundum auf den den Vorhof
flankierenden Mauern und Türmen aufgestellt waren. Noch heute sehen
wir diese Anlage am deutlichsten beim Frauenthor. Der große runde
Turm, wie wir bereits wissen, früher quadratisch, war ehemals viel⸗
leicht ein Thorturm, d. h. ein Turm, durch den das innere Thor, das
gleichfalls wie das äußere durch Thürflügel und Fallgatter geschlossen
werden konnte, hindurchführte. Später befand sich dies Thor neben
dem Turm, dessen Stellung eine vorzügliche war, um den Weg vom
Außenthore nach dem Innenthore zu beherrschen. Aehnlich war die
—XDD0 Hauptthoren dec Stadt, wie man zum
Teil noch heute sehen kann, am großartigsten allerdings war das nun
schon lange abgebrochene Vorwerk des Lauferthors, das einen förmlichen
Waffenplazz darstellte.“) Die Vorwerke, die vermöge ihrer vorspringenden
Lage auch noch die zwischenliegenden Fronten flankierten, waren natür⸗—
lich besonders stark mit Geschützen armiert. Den gleichen Anspruch
auf umfassende Sicherheitsmaßregeln wie die Thore erhoben die beiden
Fin⸗ und Ausflüsse der Pegnitz, die durch aus starken eichenen Pfählen
mit Eisenbeschlag bestehende sog. Schoßgatter vollständig gesperrt werden
konnten. Diese Gatter waren noch im vorigen Jahrhundert vorhan⸗
den. Sie befanden sich unter den über die Pegnitz führenden Bögen,
vor denen außerdem noch dreifache starke eiserne Ketten gespannt wurden,
um jede Annäherung von Schiffen zu verhinder.
Das Bild der mittelalterlichen Befestigung unserer Stadt ist kein
vollständiges, wenn wir nicht erwähnen, daß man um die Mitte des
15. Jahrhunderts, zur Zeit des ersten markgräflichen Krieges, in weitem
Umkreis um die Stadt eine Verteidigunglinie anlegte, die als die Land⸗
wehr oder der Landgraben bezeichnet wird. Es war dies ein Graben
nebst Wall, der durch ein Planken⸗ oder Pallisadenwerk verstärkt war
und an den Straßenübergängen mit Schranken und sog. „Schnellern',
einer Art Schlagbäumen, sowie mit Blockhäusern, in denen auch in
friedlichen Zeiten Wächter wohnten, versperrt wurde. Hauptzweck dieser
Befestigung war, daß das Landvolk sich selbst, seine Vorräte und sein
Vieh innerhalb derselben unterbringen und so vor den plündernden An—
griffen der Feinde sicher sein konnte. Schon zu Müllner's Zeiten war die
Landwehr fast ganz in Verfall geraten. Und heutzutage hat sich nur noch
ein kleiner Rest in dem etwa von Glockenhof durch die Lichtenhofer Wiefe
und hinter Steinbühl weg auf St. Leonhard zu sich hinziehenden Graben,
der unter dem Namen „Landgraben“ bekannt ist, erhalten. **x
·AFssenwein, a. a. O. S. 208 f. u. 287.
*.. Über die Landwehr hat neuerdings Stadtarchivar Mummenhoff im Verein
für Geschichte der Stadt Nürnberg Amfangreiche archivalische Studien ge—
stützten Vortrag gehalten.