Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

Dagegen wurde die vordere Mauer beträchtlich verstärkt, mit Geschütz— 
scharten meist in Augenhöhe versehen und nach außen hin abgerundet, 
so wie sie jetzt noch an vielen Stellen ziemlich gut erhalten zu sehen 
ist. Die etwas unter der Krone dieser Mauer balkenkopfartig vor— 
eetenden Steine, die man noch jetzt überall wahrnimmt, dienten dazu, 
die Stützpunkte für ein Balkenlager abzugeben, auf dem ein niedriges 
Dach ruhte, das wohl nur den Zweck hatte, die Mauer vor den Unbilden 
der Witterung zu schützen. Auch dies Dach, das, wie man aus alten 
Handzeichnungen *) (aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts) ersieht, 
über den Geschützscharten zu einem kleinen Tempelchen erhöht war, ist 
an einigen wenigen Stellen noch heute zu sehen. Hinter diesem Dach, 
darüber hinwegblickend, fanden nach Bach auf einer Art offener Gallerie, 
noch Schützen Aufstellung, wonach es möglich gewesen wäre, ein Etagen⸗ 
feuer zu erzielen, oben für Kleingewehrfeuer, unten für Grobgeschütz 
Auch der Graben, meint Bach, wurde in dieser Zeit erweitert und auch 
sonst noch verändert. 
Der Leser wird versuchen müssen, aus den eben entwickelten viel⸗ 
fach widersprechenden Ansichten der beiden Forscher sich selbst, so gut 
es geht, ein Bild zu machen von der ehemaligen Gestalt und den Ver— 
anderungen der alten Zwingermauer. Im allgemeinen werden wir 
Essenwein Recht geben müssen, der entschieden die größere fachmännische 
Kenntnis für sich hat, während hinsichtlich der Zahlen Max Bach 
zuverlässiger ist, da er mehr die freilich äußerst spärlichen historischen 
Nachrichten zu Rate gezogen hat. Wir sind nicht in der Lage, hier 
völlige Klarheit schaffen zu wollen und es wird dies wohl auch für 
immer unmöglich sein. Von einem aber kann sich jeder schon auf einem 
einmaligen Spaziergange um die alte Stadtmauer überzeugen, von der 
Thatsache nämlich, daß man so gar nicht nach der Schablone gearbeitet 
hat, daß vielmehr an verschiedenen Stellen auch die verschiedensten 
Formen, die mannigfaltigsten Details zum Vorschein kommen. Noch 
heute wechseln hohe und niedrige Mauerpartieen mit und ohne Be—⸗ 
dachung, hier ein Zinnenkranz mit schmalen Schießlöchern, dort breite 
Schießscharten für grobe Geschütze mit einander ab und es wird früher 
jederzeit erst recht nicht anders gewesen sein. 
Der Zwinger diente früher in Friedenszeiten als Wildpark und 
schon Celtis rühmt seinen üppigen Rasen, auf dem Rudel von Hirschen 
lud Rehen weideten. Das Tiergärtnerthor, das schon 1288 vorkomwimt, 
hatte aber nicht davon, sondern von einem ehemals burggräflichen 
Wildpark (Tiergarten) seinen. Namen. Daß ein Bächlein durch den 
Zwinger floß, wie gleichfalls Celtis zu melden weiß, ist sonst nicht bekannt. 
— 5VHerwahrt auf der Stadtbibliothek in der Amberger'schen Sammlung. 
— 250 —
	        
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