Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

natürlicher im frühesten Jugendalter der Kinder er- 
wachender Eitelkeit, bewußt oder unbewußt, auch wieder, 
wie die Zeugen, sich selbst eingebildet hat. Es ist daher 
die Argumentation des Verfassers S. 117, daß entweder 
die Dinge sich genau so zugetragen haben wie Kaspar 
Hauser erzählt, oder daß wir vor einem planmäßig und 
mit Geschick aufgerichteten künstlichen Gebäude stehen, 
ganz unrichtig, weil es sich hier weit weniger um leicht 
erkennbare absichtliche Lügen, als vielmehr um Fic- 
tionen handelt, die durch den Verkehr mit andern auf 
unbewußte Weise in der Seele Hausers entstanden sind. 
Übrigens ist in der Periode der ersten Monate meines 
Wissens eine wissentliche oder absichtliche Täuschung 
nicht vorgekommen. Beides trat erst, wie bei allen Kin- 
dern, auf, als das Selbstbewußtsein sich auszubilden an- 
gefangen hat, und gieng mit diesem in gleichem Schritt. 
Alle die scharfsinnigen, geistreichen Deductionen 
eines Merker, selbst die in höchst gelehrter Weise an- 
gestellten physiologischen Untersuchungen eines Dr. Zim- 
mermann *), soweit sie sich auf solche Aussagen von 
Zeugen und von Hauser stützen, sind ohne alle sichere 
Grundlage und haltlos, wozu noch kommt, daß kein 
Physiolog oder Psycholog im Stande ist, a priori zu con- 
struiren wie sich ein während seiner ganzen Entwicklungs- 
zeit eingesperrter Knabe in der als wahrscheinlich anzu- 
nehmenden Weise seines Gefangenhaltens entwickeln 
müsse, oder nicht entwickeln könne, weil ein solch „rares 
Exemplar‘‘ wie Feuerbach sich mehrfältig ausgedrückt hat, 
*) Anmerkung von Tuchers: ‚, Joh. Mich. Zimmermann, Kaspar 
Hauser in physiologischen, psychologischen und pathogenisch-patho- 
logischen Untersuchungen beurtheilt. Nürnberg J. A. Stein 1834, eine 
Schrift, die Verfasser in seiner Literatur S. 5 ff. nicht mit aufführt“ 
(wohl aber nachträglich S. 610. Ps.) 
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