Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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abkaufte“. Ähnlicher Art ist das in den Rechnungen öfter erwähnte 
„Grabengeld“, das Diejenigen bezahlten, die nicht persönlich an dem 
Stadtgraben arbeiten wollten. 
Wenn wir, um den Begriff von Nürnbergs mittelalterlichem 
Stadthaushalt zu vervollständigen, hier gleich an die Einnahmen der 
Stadtverwaltung ihre Ausgaben anschließen, so sind wir uns dessen 
wohl bewußt, daß viele der im Folgenden aufzuzählenden Posten erst 
sim weiteren Verlaufe unserer Darstellung dem Verständnis des Lesers 
erschlossen werden können. Trotzdem werden wir sie schon hier aufführen, 
um das Gesamibild der städtischen Finanzen nicht zu beeinträchtigen. 
Die Ausgaben*) gewähren uns einen vorzüglichen Einblick in 
alle Einzelheiten der städtischen Verwaltung, in, die bunte Mannig⸗ 
faltigkeit großer und kleiner Geschäfte wie jeder Tag sie mit sich brachte. 
Da sind verzeichnet die Weingeschenke und andere Ehrengaben an die 
hohen Gäste oder Gesandten, Fürsten, Herren und Städteboten, alles 
genau nach seinem Preis; die Kosten der Botschaften an den König 
nach Prag oder wo er sich sonst aufhielt, zu anderen Fürsten, zu den 
Staͤdtetagen u. s. w., die für jede einzelne Sendung eines reitenden 
oder Fußboten, die Ausgaben für die Kriegszüge, für die Unterhaltung 
der Söldner im Feld, für ihre Bewaffnung. Daneben kommen auch 
die kleinen häuslichen Ausgaben des Rats zu ihrem Recht, wie die 
für Wein und Konfekt, das im Rathaus verzehrt wurde, für das 
Rotwachs, Pergament und Papier, das man in der Schreibstube ver⸗ 
brauchte, für Herstellung eines Thürschlosses, einer Lade, eines Ofens, 
eines Abtritts („Privet“); der Aufwand für eigentliche Kommunalbe— 
dürfnisse, wie z. B. die Anschaffung neuer Stadtbanner nach dem Ein— 
rilt Nürnbergs in den Städtebund, die Erbauung oder Wiederherstellung 
der Thore, Brücken und Thüren der Stadt; ferner persönliche Leistungen 
aller Art, Wachtdienste, Botendienste, sogar das Ohrenabschneiden durch 
den Henker, Almosen u. s. w. Besonders rubriziert wurden die Aus— 
gaben für die städtischen Beamten und Diener, die ihre Besoldung 
meist in vierteljährlichen Terminen bezogen, wie die Thorhüter, Turm— 
wächter, die die Stundenglocke (Orglokke) schlugen, die Stadtpfeifer, 
der Stadtarzt, der Apotheker, der Stadtjurist, der Geschützmeister, der 
Schmied, der Stadtschreiber, der Lochmeister, der Hausknecht (Rat—⸗ 
hausdiener) u. s. w. 
Die Ratsherrnwürde war ein unentgeltliches Ehrenamt. Doch 
erhielten auch die Ratsherren und obersten Beamten für ihre Mühe— 
waltung in besonderen Aufträgen oder Geschäften des öffentlichen 
— ——— 
2) Vagl. wieder Hegel a. a. O. S. 288 ff.
	        
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