Full text: Hans Sebald Beham

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wird dagegen eingewendet, des Cassius Vater habe schon viel 
früher den Goldpurpur durch Versetzung einer Lösung von Gold 
in Königswasser mit einer Lösung von Zinn in Königswasser dar- 
gestellt, eine Erfindung, welche sich der Sohn unrechtmässiger 
Weise in dem genannten Werke zugeschrieben haben soll. 
Schliesslich sei noch der schönen Doppelgläser mit Zwischen- 
vergoldung !) gedacht, deren Technik uralt ist. Athenäus (300 
n. Chr.) nennt sie in seinen Deipnosophisten hyalina diachrysa 
(valıyoa dıkyovoa). In etruskischen Gräbern und in den Katakom- 
ben fand man Gefässe, auf deren Boden bildliche Darstellungen 
verschiedener Art, selbst Porträte und Inschriften in Gold, durch 
ein zweites Glas geschützt, sich befinden. Die Römer übten die 
Kunst, zwischen zwei Gläser Bildwerke in Goldfolie einzuschliessen, 
sehr wahrscheinlich bis zum Zusammenbruch des römischen Rei- 
ches. Um das Jahr 500 hörte die römische Litteratur auf, wenn 
auch das Latein die Sprache der Kirche, der Gebildeten und der 
Bücher blieb. Die Künste geriethen nicht minder ins Stocken, 
Ein vielleicht dem 10. Jahrhundert angehöriger Autor, dessen 
Person in ein mysteriöses Dunkel gehüllt ist, Heraclius, fand das 
Verfahren der römischen Glaskünstler wieder auf. Er beschreibt 
nicht die bei den Römern, seinen Zeitgenossen, noch geübte Be- 
reitungsweise, sondern die Versuche, die er selbst unternahm, um 
eine Kunst wieder zu beleben, welche in Italien erloschen war, 
ja er beklagt, dass der den alten Römern innewohnende Kunst- 
genius in seiner Zeit so gänzlich geschwunden sei. Bei seinen 
Versuchen geräth er sogar auf die abenteuerlichsten Mittel; so 
z. B., um das Glas für das Schneiden zu erweichen, bestreicht er 
es mit Essig und dem Blut eines mit Epheu gefütterten, grossen 
Bockes, welches Gemisch er über die fetten Würmer gegossen 
hatte, welche die Pflugschar aus der Erde wühlt, während das 
Schneiden und Gravieren des Glases bekanntlich unter Nero und 
seinen Nachfolgern mit dem grössten Erfolge betrieben ward. 
Ilg zeiht Labarte der Wunderlichkeit, weil dieser die Mit- 
theilungen des sogenannten Heraclius nicht als die Berichte eines 
Schriftstellers über das, was seine Zeit im Fache leistete, ansieht, 
sondern als Ergebnisse einer antiquarischen Forschung, die mit der 
Zeit, in der sie niedergeschrieben wurden, gar nichts zu thun 
haben. Und warum? Nur weil Ilg sich nicht mit Labarte über 
die Zeit einigen kann, in welcher der problematische Heraclius 
gelebt haben mag. Man sollte glauben, Ilg habe den Heraclius 
gar nicht gelesen, wenn er nicht selbst ihn herausgegeben und 
übersetzt hätte. 
Heraclius gibt unter andern eine Anweisung zur Verfertigung 
der Doppelgläser mit Zwischenvergoldung an, welche ich im Vers- 
masse der Urschrift möglichst getreu übersetzt hier mittheile, 
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| 1) Vergl. „Carl Friedrich, die Technik der Goldgläser“ in der Zeitschrift 
des Kunstgewerbe-Vereins in München, Nr. 11 und 12. 1879.
	        
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